Ausgabe August 2008

Harmonie auf Chinesisch

Von der Klassen- zur Volkspartei eigenen Typs

Kaum ist die Fußball-Europameisterschaft vorbei, steht bereits das nächste große Sportereignis vor der Tür: Vom 8. bis zum 24. August finden in der chinesischen Hauptstadt Peking die 29. Olympischen Sommerspiele statt. Dann wird das Reich der Mitte wie nie zuvor im Licht der Weltöffentlichkeit stehen.

Bereits der Umgang mit den jüngsten Aufständen in Tibet hat den Eindruck bestätigt, dass sich das Land weiterhin auf einem autoritären Weg befindet. Auch wenn die Wahrnehmung Chinas als eines starren, reformunfähigen kommunistischen Regimes nicht den Tatsachen entspricht, handelt es sich bei der Volksrepublik nach wie vor um ein nicht-demokratisches System, in dem es keine wirkliche Gesetzesherrschaft, keine freien Wahlen und keine Oppositionsparteien gibt. Jedoch entwickelt sich die Volksrepublik seit Beginn der Wirtschaftsreformen im Jahr 1978 zu einer zunehmend offenen Gesellschaft – mit wachsender Partizipation und zunehmender Autonomie ihrer Bürger und einer größer werdenden rechtlichen Sicherheit.

Ausschlaggebend für diesen Transformationsprozess war die 1978 einsetzende Ökonomisierung der chinesischen Politik unter Deng Xiaoping. Nach den Verheerungen der maoistischen „Kulturrevolution“ galt es in erster Linie, die Wirtschaft des Landes wieder aufzubauen.

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Euphorie und Ernüchterung: Bangladesch nach dem Aufstand

von Natalie Mayroth, Dil Afrose Jahan

Im September fanden an der Universität Dhaka, einer der wichtigsten Hochschulen Bangladeschs, Wahlen zur Studentenvereinigung statt. Manche sehen sie als Testlauf für die nationalen Wahlen. Daher ist es ein Warnsignal, dass dort ausgerechnet der Studentenflügel der islamistischen Jamaat-e-Islami gewann.

Koloniale Nachwehen: Der Kampf um Kaschmir

von Amadeus Marzai

Ein brutaler Terroranschlag riss am Nachmittag des 22. April das idyllische Baisaran-Gebirgstal im von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs aus seiner Ruhe. Es war der Beginn einer rapiden Eskalation im seit jeher angespannten indisch-pakistanischen Verhältnis und könnte sogar zum Ausgangspunkt eines größeren Krieges zwischen den beiden Nuklearmächten werden.

Südkorea: Vom Putschversuch zur Richtungswahl

von Fabian Kretschmer

Es ist mehr als nur ein Klischee, dass die südkoreanische Demokratie zu den lebhaftesten in ganz Asien zählt. Seit der Wahlkampf Anfang Mai offiziell eingeläutet wurde, sind die gläsernen Fassaden der Bürotürme in der Hauptstadt Seoul mit riesigen Plakaten der Spitzenkandidaten zugepflastert.