Ausgabe November 2011

Demjanjuk: Der letzte Prozess

Manchmal kennt die Geschichte erstaunliche Volten: 50 Jahre nach dem wegweisenden Prozess in Jerusalem gegen Adolf Eichmann, den Organisator des Holocaust, fand in diesem Jahr der vermutlich letzte große Strafprozess wegen NS-Verbrechen überhaupt statt. Allerdings nicht gegen einen Deutschen, sondern, zum ersten Mal in Deutschland, gegen einen – im Nazi-Jargon – „fremdvölkischen Hilfswilligen“: Nach 18 Monaten und 92 Verhandlungstagen verurteilte das Münchner Landgericht am 12. Mai 2011 den 91jährigen Iwan Demjanjuk wegen Beihilfe zum Mord an 28 000 Juden im Nazi-Vernichtungslager Sobibor zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren. Zugleich verschonte es den – heute staatenlosen – gebürtigen Ukrainer wegen seines hohen Alters von der Haft.

Es ist alles andere als ein gewöhnlicher Bericht, den der Jurist und „Zeit“-Redakteur Heinrich Wefing über diesen Prozess verfasst hat. Sein Buch schöpft aus detaillierten und fundierten Kenntnissen des Falles und seiner überaus verwickelten Vorgeschichte, und es benennt klarsichtig die Fragen, die der Prozess offen gelassen, und die Zweifel, die er hervorgerufen hat.

Damit hebt es sich wohltuend von der sachfernen Selbstgerechtigkeit ab, mit der der Prozess und das Urteil an vielen Orten in Deutschland, von der „Süddeutschen Zeitung“ bis zum „Spiegel“, kommentiert wurden.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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