Wie Konzerne Marketing als Journalismus verkaufen

Bild: prochasson frederic
Vor ein paar Jahren noch war Dominik Wichmann Chefredakteur des Wochenmagazins „Stern“. Nun wird Wichmann Chefredakteur beim Mercedes-Stern. Der gelernte Journalist soll nämlich für den schwäbischen Autokonzern ein eigenes Medienhaus aufbauen. Manfred Bissinger wiederum hat sich schon vor längerer Zeit aus dem Journalismus verabschiedet. Früher fungierte der Alt-Linke als Chefredakteur der Wochenzeitung „Die Woche“. Nach deren Exitus 2002 avancierte er zum Leiter der für Kundenmagazine zuständigen Tochtergesellschaft des Verlags Hoffmann und Campe. Seit drei Jahren leitet er nun seine eigene Agentur namens Bissinger plus, die vor allem digitale Inhalte für Unternehmen liefert.
Zwei prominente Beispiele, zwei Fingerzeige dafür, dass seit geraumer Zeit eine regelrechte Wanderungsbewegung stattfindet, bei der Journalisten von den klassischen Verlagshäusern zu unternehmenseigenen Medien wechseln. Aus der Krisenregion geht es in den vermeintlich sicheren Hafen. Unternehmensmedien boomen – und diese Entwicklung wird für die öffentliche Meinungsbildung nicht ohne Folgen bleiben.