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In der Januar-Ausgabe rekonstruierte „Blätter“-Mitherausgeber Micha Brumlik die israelische Staatsgeschichte und übte dabei auch Kritik an Vertretern der evangelischen Kirche. Darauf erwidert der Politikwissenschaftler Sebastian Wolf.
Micha Brumlik hat in einem bemerkenswerten Beitrag zu Recht festgestellt, moderner Nationalismus enthalte häufig „Gründungs- und Rechtfertigungsideologien, die auf einem Wiederauferstehungsmythos basieren“.[1] Damit zusammenhängend diagnostiziert er im Hinblick auf die israelische Staatsgründung vielfach eine „presentic fallacy“, eine präsentische Täuschung, in Form einer unverhältnismäßigen „Aufladung eines kleineren regionalen Konflikts im Lichte der jüdischen und christlichen Tradition“. Anstelle dieser theologischen Aufladung käme es darauf an, den Israel-Palästina-Konflikt „nüchtern im globalen Kontext zu sehen“.
Unter den zahlreichen von Brumlik kritisch erwähnten Akteuren befinden sich wenig überraschend viele religiöse, theologische oder kirchliche Autoren und Gruppierungen. Auffallend ist allerdings, wie schlecht die evangelische Kirche und protestantische Theologen in der Analyse wegkommen.