Plädoyer für eine Ökonomie des Genug

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Sollte Heraklit, der vorsokratische Philosoph aus Ephesus, doch recht gehabt haben, als er zu dem bekannten Schluss kam: „Der Krieg ist der Vater aller Dinge“? Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine könnte diese Behauptung ausgerechnet in jenem Bereich zutreffen, der von knallharten Machtinteressen durchsetzt ist wie kaum ein anderer, nämlich in der Wirtschaft und beim Kampf um deren Ressourcen. Plötzlich bedroht die Abhängigkeit von russischen Gas- und Ölimporten die geopolitische Sicherheit Europas. Deshalb stellte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am 18. Mai 2022, kaum ein Vierteljahr nach Kriegsausbruch, den Plan zur REPowerEU vor dem EU-Parlament als Antwort auf Putins Krieg vor. Dieser benennt ein klares Ziel für die europäische Politik: Energieunabhängigkeit von Autokratien und damit von außereuropäischen Lieferungen. Sogar ein neues Wort ist in Brüssel im Umlauf: die Energiesouveränität Europas. Da aber Europa mittlerweile arm an Kohle, Öl und Gas ist, kann diese Souveränität auf längere Sicht nur über erneuerbare Energien hergestellt werden.
Dieser Rückenwind für den Klimaschutz und insgesamt für den europäischen Green Deal erfreut die Umweltfreunde, die überdies stolz sind auf die Überläufer aus nicht-grünen Kreisen.