
Bild: FIFA-Präsident Gianni Infantino und der Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani in Doha, 1.4.2022 (IMAGO / Kyodo News)
In der November-Ausgabe der »Blätter« analysierte der Sportjournalist Ronny Blaschke, wie Katar die Fußball-WM zu geopolitischen Zwecken benutzt. Er beschrieb aber auch, wie auf internationalen Druck Verbesserungen der katastrophalen Menschenrechtslage im Land erfolgt sind. Davon aber darf man sich nicht täuschen lassen, warnt die Journalistin Inga Hofmann: Die repressiven Strukturen im Emirat bleiben letztlich unangetastet.
Eine Redewendung im Fußball lautet bekanntlich „Wenn der Ball erstmal rollt“. Sie trifft nicht zuletzt auf die Weltmeisterschaft in Katar zu. Dort wird derzeit das bislang teuerste Fußballfest ausgetragen – und zwar auf den Gräbern von mehr als 15 000 Arbeitsmigrant*innen, die seit der Vergabe der WM ihr Leben verloren haben. Sie starben für ein überaus ehrgeiziges Infrastrukturprogramm, das mehrere Fußballstadien, einen Flughafen sowie ein ganzes U-Bahnnetz umfasst.
Doch während angesichts dessen in den Wochen vor dem Anpfiff noch Boykottforderungen kursierten, stehen nun Spielergebnisse und Gruppensieger im Vordergrund. Verbände wie der Deutsche Fußball-Bund (DFB) haben ohnehin nie ernsthaft erwogen, die WM zu boykottieren. Dabei wurde das Turnier erst durch Tausende Arbeitsmigrant*innen aus Nepal, Kenia oder den Philippinen überhaupt möglich. Ihnen sollten Solidarität und Unterstützung gelten – auch dann, wenn der Ball längst nicht mehr rollt.