
Bild: Elizabeth Duval, Nach Trans. Sex, Gender und die Linke, Cover: Verlag Klaus Wagenbach
Über Transsexualität und Transgender wird seit einigen Jahren erregt debattiert. Trans Menschen streiten für ihr Recht auf Selbstbestimmung. Konservative und rechtspopulistische Stimmen verhöhnen diese Emanzipationsbemühung als letzte Verirrung einer spinnerten Linken, das Schmähwort vom „Gendergaga“ ist zu einem zentralen Kampfbegriff geworden. Als im Juni zwei Drag- und trans Personen in der Münchener Stadtbibliothek eine Vorlesestunde für Kinder organisierten, mobilisierte die Rechte zu Demonstrationen, eine 13-jährige trans Jugendliche erhielt Morddrohungen und zog sich von der Lesung zurück.
Aber die Kritik kommt nicht nur von rechts: Auch ältere Feministinnen fürchten darum, dass mehr Rechte für trans Menschen gleich-bedeutend seien mit weniger Rechten für Frauen. Von aktivistischer Seite wird gegen solche Bedenken in mitunter aggressiver Weise der Vorwurf der Transphobie erhoben. Die Feministinnen werden als „TERFs“ verunglimpft, als „Trans-Exclusionary Radical Feminists“ (trans-ausschließende radikale Feministinnen). Manche von ihnen, wie die britische Philosophin Kathleen Stock, empfinden sich als Opfer einer „Cancel Culture“. Stock trat nach Protesten und Gewaltandrohungen von Studierenden von ihrer Professur an der Universität von Sussex zurück.
Die Lage ist verfahren, die Stimmung unversöhnlich.