Wie wir der autoritären Affektpolitik begegnen können

Bild: AfD Wahlkampfabschluss in Königs Wusterhausen, 30.8.2019 (IMAGO / Olaf Selchow)
Zum Erfolgsrezept von populistischen und extremistischen Kräften gehört es, Politik zu emotionalisieren. Eine Partei wie die AfD ist spezialisiert auf die Skalierung, Transformierung und Regulierung von Emotionen. Sie verstärkt bestehende Störgefühle und Sorgen zu Ängsten, wandelt passive Ängste in aktive Wut um und – oft kaum beachtet – erfüllt das Bedürfnis nach einem positiven Gefühlsausgleich mit Hoffnung und Identifikationsangeboten. Niedergang und Erlösung sind dramaturgisch miteinander verbundene Eckpfeiler der Emotionspolitik der AfD. Im Bundestagswahlkampf setzte die Partei ihre Volksfest-Strategie aus den ostdeutschen Landtagswahlkämpfen fort, einige Veranstaltungen wirkten wie Partys in der imaginierten Apokalypse, bei denen gesungen und getanzt, Popcorn und Bier serviert wurden. Daten der Konrad-Adenauer-Stiftung, die kurz vor der Wahl publiziert wurden, zeigen, dass das Verhältnis der AfD-Anhängerschaft zu ihrer Partei stärker von Hoffnung geprägt ist als bei anderen Parteien und deren Unterstützern.[1] Weder gegen die emotionale Anziehungskraft der AfD noch gegen das eigene defizitäre Emotionsangebot haben die Kräfte der demokratischen Mitte bislang wirksame Ansätze gefunden (oder gesucht).
Friedrich Merz setze im Kampf gegen die AfD auf das Prinzip „Hitze gegen Hitze“, schrieb der „Spiegel“ Anfang Februar nach der ersten gemeinsamen Mehrheitsbildung von Union, FDP und AfD im Bundestag.[2] Merz hatte mit seiner Fraktion nach der Mordtat eines Afghanen in Aschaffenburg einen scharfen wie symbolischen Fünf-Punkte-Plan ins Parlament eingebracht. Als der CDU-Chef diesen Plan einen Tag nach der Tat vorstellte, gab er sich apodiktisch: „Kompromisse sind zu diesen Themen nicht mehr möglich“, am ersten Tag seiner Amtszeit werde er „im Wege der Richtlinienkompetenz des Bundeskanzlers“ anweisen, „ausnahmslos alle Versuche der illegalen Einreise zurückzuweisen“. Eine sofortistische Strongman-Pose, die an Donald Trumps eventisiertem Dekrete-Reigen an dessen „Tag eins“ erinnert. Genutzt hat Merz diese Absetzbewegung von der bundesrepublikanischen Kompromisskultur am Wahltag offensichtlich nicht. Derartige Populismusplagiate beschädigen eher das Ansehen von Politikern der Mitte, gerade von solchen, die nach den höchsten Ämtern streben. Das hätte Merz nach der Empörung über seinen „Sozialtourismus“-Vorwurf an ukrainischen Flüchtlinge und seiner Behauptung, Asylbewerbende nähmen den Deutschen die Zahnarzttermine weg, wissen können. Wider alle Empirie scheint er nicht glauben zu wollen, dass rechtspopulistisches Feuerspucken keine erfolgsversprechende Strategie für die Union gegen die AfD sein kann.
Für den Umgang mit der populistischen Emotionsdominanz lassen sich zwei weitere Ansätze in der demokratischen Mitte identifizieren: Zum einen wäre da, eher punktuell auftretend, die betonte Positivität. Gemeint ist damit der Glaube, dass man den schwarzmalenden Emotionalisierungen einfach nur eine ordentliche Portion positiver Gefühle entgegensetzen müsse. Dieser Ansatz läuft jedoch Gefahr, insbesondere in Krisenzeiten an den Emotionen der Menschen vorbeizureden. Wer Hoffnung für die Zukunft geben will, sollte zunächst bei den Sorgen von heute ansetzen. Dieser Brückenschlag gelang Robert Habeck in seinem Wahlkampf, den er unter der Überschrift „Zuversicht“ führte, kaum. Zum anderen, und das ist die weitverbreitetste Reaktion auf die radikale Affektpolitik, wäre da die stoische Sachlichkeit. Dabei wird dem Emotionalismus demonstrativer Rationalismus entgegengesetzt. Nicht selten beruht dieser Ansatz auf der Haltung, dass die „richtige“ Politik keiner Emotionalisierung bedürfe, weil sie allein kraft ihrer Sinnhaftigkeit die Menschen überzeuge. Gut möglich, dass man die Fakten auf der eigenen Seite hat, doch das reicht nicht, wenn andere die emotionale Realität bestimmen. Als ein Archetyp dieses Sachlichkeitsdogmas präsentierte sich Olaf Scholz während seiner Kanzlerschaft.
Scholz war mit seinem „Charisma des Realismus“, wie er seinen Stil einmal euphemistisch beschrieb, eher die Regel als die Ausnahme in der Reihe der Bundeskanzler und der einen Kanzlerin. Die Emotionsaversion ist geradezu ein Markenzeichen der postheroischen Nachkriegspolitik. Helmut Schmidt empfahl die „nüchterne Leidenschaft“, Theodor Heuss prägte die Formel vom „Pathos der Nüchternheit“ und als erster Bundespräsident damit eine neue politische Emotionskultur nach dem Zweiten Weltkrieg.
Als Lehre aus dem Emotionsmissbrauch durch die Nazis erscheint ein verantwortlicher Umgang mit politischer Emotionalisierung zwingend. Heute muss jedoch in Erinnerung gerufen werden, dass in der Weimarer Repu-blik das unterlassene Emotionsangebot der Demokraten zum folgenschweren Nachteil gegenüber dem „faszinierenden Faschismus“ (Susan Sontag) wurde. Die erste deutsche Demokratie war im Rückblick eingequetscht zwischen „Kaiserreich“ und „Drittem Reich“ – aus gefühlspolitischer Sicht eine äußerst schwierige Lage, wie der Historiker Peter Reichel konstatiert: „Zwischen ihnen hatte die Weimarer Republik […] mit ihrem ‚Pathos der Nüchternheit‘ einen schweren Stand.“[3] Zwar gab es in der Weimarer Republik zahlreiche überzeugte Demokratinnen und Demokraten, doch unter ihnen waren auch jene, die offen zugaben, dass sie keine sonderlich positiven Gefühle gegenüber der Republik hegten und sie hauptsächlich aus Vernunftgründen unterstützten („Vernunftrepublikanismus“). Heute gibt es glücklicherweise eine große Mehrheit, die sich der Demokratie auch emotional verbunden fühlt und in schwierigen Zeiten für sie auf die Straße geht. Allerdings ist gegenwärtig erneut ein Mangel an demokratischer Gegenemotionalisierung im Angesicht des erstarkten Populismus und Extremismus festzustellen. Doch exakt in diesem Punkt sollte man eben auch aus der Geschichte lernen: Die Nazis haben Emotionen für ihre Machterlangung missbraucht, ihren Aufstieg hat aber das unterlassene Emotionsangebot demokratischer Kräfte begünstigt. Das bedeutet: In einer Demokratie dürfen deren Feinde nicht die Emotionsdominanz besitzen.
Aufklärung und Affekt
Neben der historischen Erfahrung speist sich die bundesrepublikanische Tradition der Emotionsaversion aus der Annahme, dass Emotionalität der natürliche Feind der Rationalität und somit ein Störfaktor für „vernünftige“ Politik sei. Rekurriert wird dabei auf das Ideal der Aufklärung und große Denker wie Immanuel Kant, dessen Werk eine gewichtige Rolle im wiederbelebten deutschen Diskurs rund um Ethik und Moral nach dem Zweiten Weltkrieg spielte. In der angelsächsischen Debatte hingegen hatte Kant mit dem schottischen Philosophen David Hume einen Gegenspieler, der die Emotionen stärker in seine Überlegungen einbezog. Moral werde „eher gefühlt als geurteilt“, postulierte Hume, während Kant im Gebrauch des Verstandes den Weg zu moralischem Handeln sah. In jüngerer Zeit hat es in der wissenschaftlichen Rezeption von Kant allerdings eine Art „emotional turn“ gegeben, in seinen späten Schriften wird nun die Integration von Gefühl und Vernunft erkannt, die die Opposition der beiden ersetzt. Kant nannte Emotionen eine „Triebfeder der praktischen Vernunft“ und schrieb ihnen die positive Funktion zu, Aufmerksamkeit herstellen und Motivation zum Handeln erzeugen zu können.[4] Interessanterweise ist diese Sicht Kants erstaunlich nah am Forschungsstand der modernen Neurowissenschaft. In diesem Feld hat sich schon vor Jahren die Erkenntnis durchgesetzt, dass menschliche Entscheidungen in einem kongenialen Zusammenspiel von Rationalität und Emotionalität entstehen. Emotionen sind in diesem Teamwork der Türöffner und nicht die Barriere zu bewusstem und reflektiertem Denken.
Diese neurowissenschaftlichen Grundlagen sind für den Umgang mit dem Emotionalismus des radikalen Populismus von großer Bedeutung. Zunächst werfen sie unbequeme Fragen bezüglich der Mission „Fakten gegen Fake News“ auf, der sich in den letzten Jahren unzählige Akteure angeschlossen haben. Faktenchecks bleiben sachlich-kühl und erreichen häufig nur einen Bruchteil der Rezipienten der jeweiligen Falschinformation. Sie sind natürlich weder unwichtig noch wirkungslos, vor allem sind Faktenchecks Pflichtprogramm einer aufgeklärten Gesellschaft. Doch die Emotionalität von Fakes, zumal solche, die als KI-generierte Videos alle Sinne ansprechen – die AfD arbeitete im Bundestagswahlkampf mit einer darauf spezialisierten Agentur zusammen –, sorgen für einen Wettbewerbsvorteil. Die Desinformationsforschung empfiehlt deshalb zunehmend Strategien, die auch Emotionen ansprechen. Der „Prebunking“-Ansatz setzt etwa nicht nur auf eine frühzeitige „Immunisierung“ gegen antizipierte Desinformationen, sondern verschafft sich auch durch emotionale Trigger Aufmerksamkeit.[5] Man könnte sagen, dass Fakten erst durch Emotionalisierung ihre Kraft entfalten.
Demokratische versus undemokratische Emotionalisierung
Mit Blick auf den politischen Wettbewerb stellt sich die Frage, wie eine effektive emotionale Ansprache durch demokratische Kräfte aussehen kann. Dafür ist zunächst eine Unterscheidung zwischen demokratischer und undemokratischer Emotionalisierung nötig. Allzu oft überschreiten moderate Politikerinnen und Politiker (bewusst oder unbewusst) die Grenze zur undemokratischen Emotionalisierung, etwa wenn sie rechtspopulistische Ressentiments bedienen. Betont werden sollte, dass nicht Emotionen als undemokratisch oder demokratisch klassifiziert werden können, sehr wohl aber die politische Emotionalisierung, also die bewusste emotionale Aufladung von Themen und Forderungen.
Es sind vier rhetorische Strategien, die als zentrale Formen einer undemokratischen Emotionalisierung identifiziert werden können: Erstens, die Dehumanisierung, die derart negative Gefühle gegenüber Individuen oder einer Gruppe hervorrufen soll, dass ihnen das Menschsein abgesprochen wird. So werden etwa Migranten von AfD-Politikern als „Parasiten“, „Viecher“ oder „Monster“ bezeichnet. Auch Frauen und Transmenschen werden von AfD-Politikern herabgewürdigt.
Die zweite Form undemokratischer Emotionalisierung ist die Antagonisierung. Dabei werden demokratische Mitbewerber, mediale oder zivilgesellschaftliche Akteure als Feinde markiert. Demokratie braucht keine Freundschaft, sie kann als zivilisierte Gegnerschaft vollkommen funktionstüchtig sein. Wird aus Gegnerschaft allerdings Feindschaft, dann werden gemeinsame Spielregeln, der Minimalkonsens, gebrochen. Tatsächlich ist die Gewaltakzeptanz unter AfD-Unterstützenden am stärksten ausgeprägt.[6]
Drittens wäre da die Wahrheitsmonopolisierung. Populisten und Extremisten verkehren die Wirklichkeit ins Gegenteil (Hitler wird zum Kommunisten, Autokratie zu Demokratie, Opfer zu Tätern), erheben diese Lügen zur Wahrheit und darauf wiederum einen absoluten Wahrheitsanspruch. Diese behauptete Stellung als alleiniger Anbieter der unumstößlichen Wahrheit verstärkt die emotionale Bindung der Anhängerschaft. Dafür schaffen sich rechtspopulistische Bewegungen mediale Ökosysteme, die die Realitätsumkehr in einem journalistischen Gewand und teils mit pseudowissenschaftlicher Bestätigung zum Faktum erklärt.
Viertens schüren radikale Kräfte Emotionen durch die Verächtlichmachung demokratischer Institutionen. Dabei geht es nicht um legitime Kritik, sondern die systematische Erosion von Vertrauen. Im Zentrum der Angriffe steht hierzulande meist die Behauptung, dass das Demokratie- und Rechtsstaatsprinzip der Verfassung durch die Eliten ausgehebelt werde. Die Verächtlichmachung wird als Demokratieverteidigung inszensiert. Am stärksten emotionalisieren dürfte der Vorwurf, dass es sich beim politischen System nur noch um eine demokratische Fassade handle, hinter der längst ein diktatorisches Regime errichtet worden sei. Coronadiktatur, Ökodiktatur, Wokediktatur, Meinungsdiktatur – die Diktaturlüge wird flexibel angepasst. Neben diesem Pauschalangriff auf das System wird Gerichten ihre Unabhängigkeit abgesprochen oder die Integrität von Wahlen infrage gestellt.
Diese Formen der undemokratischen Emotionalisierung findet man längst nicht nur bei Akteuren, die ohnehin ein Problem mit Prinzipien und Verfahren der Demokratie oder dem System als Ganzes haben. Auch Vertreterinnen und Vertreter gemäßigter Parteien fallen mit Botschaften auf, die sich vom Wortlaut der Populisten mitunter kaum unterscheiden. Im Bundestagswahlkampf galt dies ein weiteres Mal im Besonderen für die Asyldebatte. Etwa wenn Menschen nicht wie Menschen, sondern wie Naturgewalten beschrieben wurden („Zustrombegrenzungsgesetz“) oder Markus Söder die bayerische Grenzpolizei mit der „Nachtwache“ aus Games of Thrones gleichsetzte („schützt uns vor bösen Wanderern von woanders her“). In der Fantasy-Serie bewacht die Nachtwache eine riesige Mauer, hinter der böse mythische Kreaturen leben, die die Menschen mit einer Zombie-Armee bedrohen. Auch Diktaturvergleiche (beispielsweise „Heizungsstasi“) haben in den letzten Jahren zugenommen. Derartige Denkfiguren wirken weniger radikal, wenn Gemäßigte sie aussprechen. Das Gesamtbild ist somit einigermaßen verheerend: In der Kombination von punktueller Normalisierung undemokratischer Emotionalisierungen und paradigmatischer Emotionsaversion ist eine emotionale Repräsentationslücke für die große Mehrheit entstanden, die bei wichtigen Themen Gefühle in die eine oder andere Richtung empfinden, aber sich in jedem Fall den demokratischen Grundwerten fest verbunden fühlen.
Wie demokratische Emotionalisierung funktionieren kann
Für eine neue Kultur der demokratischen Emotionalisierung und einen wirksamen Ansatz gegen Populismus brauchen progressive wie konservative Kräfte ein tiefergehendes Verständnis über die Funktionsweise von Gefühlen für die politische Meinungsbildung im Allgemeinen und über effektive Emotionalisierungen für ihr Politikangebot im Besonderen. Grundlegend sind hierfür die Erkenntnisse der „Theorie der Affektiven Intelligenz“ des Politologen George E. Marcus und seinen Kollegen. Mit ihrem vielfach getesteten Modell zeigen sie, dass Hoffnung, Wut und Angst die wichtigsten Emotionskategorien für das politische Verhalten von Menschen sind.[7] Die Rede ist von „Emotionskategorien“, weil eine Emotion unterschiedliche Ausprägungen annehmen kann und je nach Intensität anders bezeichnet wird. So wird etwa Angst mit geringer oder mittlerer Intensität im allgemeinen Sprachgebrauch als Anspannung oder Besorgnis bezeichnet, Hoffnung kann sich in Enthusiasmus steigern. Die Schlussfolgerung aus der Forschung von Marcus lautet, dass demokratische Kräfte alle drei Emotionskategorien besetzen müssen, wenn sie Menschen für sich gewinnen wollen. Das heißt auch, mit Ängsten und Wut umgehen zu müssen, sie zu integrieren statt kleinzureden.
Doch wie lässt sich diese Erkenntnis anwenden? Die Überzeugungskraft emotionaler Botschaften kann heutzutage mit innovativen Methoden untersucht werden. In einem sogenannten Implicit Reaction Test werden die Reaktionszeiten der Befragten erfasst und als Indikator für den Grad der Emotionalität des Antwortverhaltens heranzogen – angelehnt an Daniel Kahnemans Theorie vom schnellen (emotionalen) und langsamen (reflektiertem) Denken. Insbesondere auf Plattformen wie TikTok entscheiden die Nutzenden mitunter im Bruchteil einer Sekunde (d.h. emotional), ob sie einen Beitrag länger anschauen oder nicht. Eine umfangreiche repräsentative Studie, die im Rahmen eines solchen Tests demokratisch und undemokratisch emotionalisierende Botschaften den Probanden präsentierte, zeigt beispielhaft einige Wege auf[8]: Beim Thema Klimaschutz stößt etwa „progressive Wut“ über Ungerechtigkeiten zwischen wohlhabenden Verursachern und ärmeren Leidtragenden der Klimakrise selbst bei rechtspopulistischen Wählern auf hohe Resonanz. Zudem ist die Sehnsucht nach Hoffnung bei diesem Thema weit verbreitet, die sich etwa auf die Lebenschancen der Kinder oder die Bewahrung der heimatlichen Natur beziehen kann. Beim Thema Migration können insbesondere konservative Emotionalisierungen von Leitprinzipien wie Ordnung und Rechtsstaatlichkeit überzeugender sein als rechtspopulistische Botschaften (auch im Milieu der AfD). Außerdem emotionalisieren Botschaften, die Menschlichkeit in den Vordergrund stellen. Somit gibt es selbst in der Migrationspolitik sowohl für konservative als auch progressive Kräfte Chancen für wirksame Emotionalisierungen auf Basis der eigenen Werte.
Wer die AfD in den kommenden Jahren zurückdrängen möchte, sollte Probleme anpacken und die Menschen zum aktiven Teil von Lösungen machen. Handlungsfähigkeit und Selbstwirksamkeit erzeugen ein Gefühl des Kontrollgewinns, die Gegenemotion zum populistisch ausgebeuteten Kontrollverlust. Der Linken-Politikerin Heidi Reichinnek ist für ihre junge, eher weibliche Zielgruppe eine erfolgreiche emotionale Ansprache im Wahlkampf gelungen. Das lässt sich zwar nicht eins zu eins auf andere Gruppen übertragen, sollte aber für die Kräfte der Mitte ein Anlass sein, ihre Emotionsaversion zu überdenken.
Der Text basiert auf dem Buch „Mehr Emotionen wagen – Wie wir Angst, Hoffnung und Wut nicht dem Populismus überlassen“ des Autors, das am 4. April im Piper Verlag erscheint.
[1] Konrad-Adenauer-Stiftung, Gute Gefühle, schlechte Gefühle, 27.11.2024.
[2] Susanne Beyer, Der Abkanzler, in: „Der Spiegel“, 8/2025, S. 14.
[3] Peter Reichel, Hang zum Nekrophilen, in: „Die Zeit“, 12.4.1991.
[4] Alix Cohen, Kant on Emotions and Value, London, 2014.
[5] Beth Goldberg, Inoculation Theory: A beginners Guide, Cambridge, 2021.
[6] Sichtweisen von AfD-Anhängern, pollytix.de, August 2024.
[7] George E. Marcus u.a., Affective intelligence and political judgment, Chicago, 2002.
[8] Die Umfrage mit über 2000 Befragten wurde für das Buch „Mehr Emotionen wagen“ durchgeführt.