Bild: Bild: Ursula Krechel, Vom Herzasthma des Exils. Cover: Klett-Cotta Verlag
Jüngst wurde die Schriftstellerin Ursula Krechel mit dem renommierten Büchner-Preis ausgezeichnet. Wer einen Einstieg in ihr breit gefächertes Werk sucht, ist mit dem schmalen Band „Vom Herzasthma des Exils“ gut beraten. In 24 Kurzessays widmet sich Krechel in diesem Buch, unter einem von Thomas Mann geborgten Titel, den Themen Flucht, Migration und Exil – von der Französischen Revolution bis in unsere Tage. Von dort führen Abzweigungen zu ihren zentralen Werken, allen voran der thematisch verwandten Trilogie von „Shanghai fern von wo“ über „Landgericht“ bis „Geisterbahn“, mit der sie sich ein breites Publikum erschloss. Ihren mit dem Deutschen Buchpreis gekrönten und verfilmten Roman „Das Landgericht“, in dem sie die Rückkehr eines Juristen aus dem kubanischen Exil erzählt, gestaltete sie aus Akten des Landesarchivs von Rheinland-Pfalz. Geradezu schwärmerisch schreibt sie von der „ungeheueren Verführung des Archivs“, von der „immensen Konzentration, die den Raum mit Energie füllt, allein ihretwegen sind die Tage in einem Archiv glückliche Tage“.
Dokumentarisch unterfütterte Literatur gibt es seit langem – nicht zuletzt schon bei Georg Büchner. In den 1960er Jahren waren es vor allem Theaterstücke von Rolf Hochhuth über Peter Weiss bis Heinar Kipphardt. Und in den letzten beiden Jahrzehnten entwickelten sich Epen aus dem Archiv zum Zeichen unserer Zeit.