Ausgabe Januar 1990

Grünwärts

- Sprünge über die Mauern im Kopf

Der Wandel in Osteuropa ist ein Epochenwechsel von weltgeschichtlicher Bedeutung. Einzigartig an ihm ist besonders sein Tempo. Die informationelle Weltgesellschaft verschafft zunächst kleinen und lokalen Veränderungen einen solch ungeheuren Resonanzboden, daß ihre Aus- und Rückwirkungen eine exponentielle Steigerung und Beschleunigung erfahren. Kein Wunder, wenn das Nach-Denken da zum Hinterher-Denken wird. Zumal die wirkliche Geschichte weniger denn je der Verwirklichung leidlich gesicherter Weltbilder zustrebt. Daran gemessen erweisen sich die Ideen der Grünen und Alternativen als erstaunlich stabil - wohl weil sie schon lange nicht mehr an einem "System" hängen.

Ökologie, Demokratisierung, Dezentralität, Pazifismus nach Innen und Außen - all das erfahrt teils ungeahnte, teils geahnte Aufschwünge. Radikale Ansätze werden über Nacht zu realpolitischen Forderungen (und umgekehrt). Leider befindet sich gleichzeitig die Partei die Grünen in einer stillen, aber tiefen Krise. Es geht um die Lebendigkeit des Grünen P r o j e k t s - noch nicht um das Überleben der Grünen P a r t e i. Nie war die Kluft zwischen Grünen Möglichkeiten und Grünen Wirklichkeiten so groß. Das erklärt sich nicht ohne analytische Blicke nach Osten, über die Mauer und in die Partei. Die Welt wälzt sich um.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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