Ausgabe Februar 1990

Mit der bipolaren Weltordnung gegen das Deutschnationale?

Eine Replik auf Bernd Greiner

I

Die Nachkriegsordnung ist ins Schlingern und Schlittern geraten und zwar seit bereits zwei Jahrzehnten, bis sie am 9.11.1989 ihr Symbol, die Berliner Mauer, verlor. Das "Sowjetsystem" in Osteuropa löst sich auf oder verändert sich doch so radikal, wie sich dies kaum jemand noch vor wenigen Monaten hat vorstellen können. Auf der Westseite des Globus aber haben sich auch Änderungen vollzogen, und zwar schon seit geraumer Zeit: Als 1969 die Sonderziehungsrechte ins internationale Währungssystem eingeführt, 1971 die Goldeinlöseverpflichtung des Dollar aufgegeben und 1973 das Fixkurssystem zugunsten eines Flexkurssystems beseitigt wurden, war die auf dem Dollar als Leit-, Reserve- und Interventionswährung beruhende monetäre Weltordnung passé. Die Niederlage in Vietnam 1975 markiert das Scheitern einer mit militärischen Mitteln ausgeübten Weltpolizistenrolle der USA gegen nationale Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt. Watergate etwa zur gleichen Zeit dokumentiert den Verfall von politischer Kultur und Moral innerhalb der hegemonialen Macht der westlichen Welt.

Die Bürgerinitiativen und die Ökologiebewegung in vielen Ländern ist Indiz dafür, daß der Ressourcen verschwendende "American way of life" von einer wachsenden Zahl von Menschen nicht mehr wie selbstverständlich oder gar wie das Paradies auf Erden akzeptiert und praktiziert wird.

Februar 1990

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