Ausgabe März 1990

Schönhuber angezählt, Deutschland obenauf?

Die REPs im deutsch-deutschen Doppeldauerwahlkampf

1. Ist er schon wieder vorüber, der Spuk? So redeten etablierte Politiker am liebsten über den Abtritt der rechten Schmuddelkinder. Sind die REPs erst demoskopisch (und jüngst an der Saar auch "echt") unter die fünf Prozent gedrückt, ist die Bonner, ach was: die Berliner Luft wieder in Ordnung. Kaum einer erinnert noch den aufgeschreckten Hühnerhaufen, in den Januar 1989 ein angeblicher Überraschungserfolg der zuvor als bayerische Folklore abgetanen REPs die "politische Landschaft" des damals noch uneinig Vaterland verwandelt hat: Unregierbarkeit, Schande vorm Ausland, rosagrüne Koalition durch die Hintertür oder vielleicht doch passé so waren die "Berliner Verhältnisse" v o r der deutschen Novemberrevolution. 1989 war das Jahr der REPs - ihr Aufstieg und das Heraustreten einer "normalisierten Bundesrepublik" aus dem Schatten Hitlers schien unaufhaltsam.

So zerstritten die Partei auch war, so sehr sich die explosionsartig gewachsene Mitgliederschaft (nach eigenen, sicher übertriebenen Angaben: 25 000) durch Wahlfälschungen, Intrigen und Skandale unmöglich machte und in gegenseitigen Ausschlüssen und Abspaltungen dezimierte - sie brauchten nur die berühmte "Bohnenstange" zur Wahl zu stellen und wurden zwischen Rosenheim und Emden-Aurich von 22 bis zwei Anhängern gewählt.

März 1990

Sie haben etwa 14% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 86% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Patriotische Zivilgesellschaft: Das Vorfeld der AfD

von Sebastian Beer

Alice Weidel war genervt von der Geräuschkulisse während ihres Sommerinterviews Ende Juli in der ARD. Um das Gespräch mit der AfD-Vorsitzenden zu stören, hatten sich Aktivist:innen des Künstlerkollektivs Zentrum für Politische Schönheit unweit des TV-Studios versammelt und Musik abgespielt.