Und die ihn früher verfolgten, rühmten sich später damit nicht ohne Grund: sie waren seinen Spuren gefolgt. Dieser Aphorismus des polnischen Satirikers Lec geht mir seit dem 7. März nicht mehr aus dem Kopf - seit dem Tag, an dem amerikanische und deutsche Militärs im Chor mit dem rheinland-pfälzischen Innenminister in Clausen erklärten, daß alle amerikanischen C-Waffen zwischen Juli und September abgezogen würden. Zehn Jahre hindurch bin ich als unpatriotischer Defaitist, als antiamerikanischer NATO-Feind, jedenfalls aber als unverschämter Friedensquerulant beschimpft worden, wenn ich verlangte, daß das barbarische Massenvernichtungsmittel Giftgas vom Boden der Bundesrepublik verschwinden müsse. Viele von denen, die sich heute die Rosen des Abrüstungserfolges ans Revers stecken, haben mir gestern noch die Dornen durchs Gesicht gezogen. Mal leugnete der Ministerpräsident, daß es amerikanisches Giftgas in der Pfalz gebe. Als es nichts mehr zu leugnen gab, erklärten Bundeswehr und NATO-Führung, das amerikanische Giftgas sei zur Abschreckung der bösen Feinde notwendig; ja, es existiere sogar eine Giftgaslücke. Das vorletzte internationale Anti-GiftgasForum des DGB in der Mainzer Universität fand ausdrückliche Erwähnung im Verfassungsschutzbericht der Landesregierung.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.