Schicksale der DDR-Umweltpolitik
1. Umweltschock im Nachnovember
In der Zeit des politischen, wirtschaftlichen und moralischen Kassensturzes der DDR fehlte auch die ökologische Offenbarung nicht. Gesundheitsschäden, Schadstoffe im Trinkwasser, Gülle-Lagunen in freier Landschaft, sterbende Wälder, importierter Sondermüll, auslaufende Deponien, stinkende Flüsse - der Umweltschock war nicht mehr als eine weitere Facette im Bild einer niedergehenden DDR, das im Nachnovember gemalt wurde. Die Massenmedien verkürzten die Bilanz der DDR-Umweltpolitik zu den Schlagworten Espenhain und Bitterfeld. In der Substanz brachte der Umweltschock zwar nur wenig qualitativ neue Informationen, aber er wirkte in seiner Aufbereitung als weiterer Nagel am Sarg der DDR. In der nächsten Phase des Nachnovember wurde in den nun zugänglichen ZK-Akten nach Erklärungen für die Ergebnisse der "sozialistischen Landeskultur" gesucht und zugleich setzten die Übergangsregierung und der Runde Tisch nach dem Umweltschock so etwas wie eine Umwelteuphorie frei.
Ein engagiertes ökologiepolitisches Konzept wurde erarbeitet. Sogleich wurden wertvolle Naturgebiete in den ehemaligen Staatsjagdgebieten, an den Grenzen und auf Truppenübungsplätzen unter Schutz gestellt und beschloß man die Stillegung einiger stark verschmutzender Betriebe. Nach der Volkskammerwahl ist es um die Umweltpolitik bedeutend ruhiger geworden.