Über Niklas Luhmanns Ökologische Kommunikation
I
Er müsse als Präsident auch an die amerikanischen Arbeitsplätze denken, und überhaupt werde zu viel von Ökologie und Umwelt geredet. Das ließ George Bush verlauten, als er, wegen häuslicher Wahlkampfsorgen, die Umweltauflagen für die US-Industrie lockerte und sich weigerte, in Rio irgend ein substantielles Abkommen zu unterzeichnen, während gleichzeitig alle Welt den Umweltgipfel dazu nutzte, sich medienwirksam und öffentlich gleichermaßen besorgt und engagiert zu zeigen in Sachen Umwelt. Nach dem Gipfel setzt es dann euphorische oder ironische Kommentare, in Deutschland werden die Sicherheitsanforderungen für AKWs reduziert, die Firma Merck kauft die Verfügung über den Genpool der Wälder Costa Ricas (der reichsten der Welt) und gibt im Gegenzug Mittel für die Erhaltung dieser Wälder. Das wird von Umweltgruppen teils als Modell begrüßt (was man ausbeuten will, das schützt man auch), teils als endgültiger Ausverkauf der Umwelt an Kapitalinteressen attackiert. In diesem kleinen Szenario steckt alles, was man braucht, um Niklas Luhmanns "Ökologische Kommunikation" zu verstehen. Der sagt nämlich: Nicht die Ökologie ist das Problem, sondern die gesellschaftliche Kommunikation darüber.