Ausgabe November 1993

Die Abwahl der Schock-Therapeuten

Neue Mehrheiten in Polen

Warum Neuwahlen?

Als am 25. Mai 1993 der Mißtrauensantrag der "Solidarnosc"-Parlamentsfraktion gegen die Koalitionsregierung von Hanna Suchocka mit der Mehrheit von einer Stimme angenommen wurde, hatte Präsident Walesa gemäß der neuen "Kleinen Verfassung" die Wahl, entweder einem anderen Kandidaten die Aufgabe der Regierungsbildung anzuvertrauen oder das Parlament aufzulösen und Neuwahlen anzusetzen. Zur Zufriedenheit fast aller Polen löste der Präsident das politisch stark zersplitterte und in der öffentlichen Meinung diskreditierte Parlament auf. Die Neuwahlen fanden am 19. September 1993 statt. Die Regierung Suchocka, seit Mitte 1992 im Amt, hatte aus einer Koalition von sieben der "Solidarnosc"-Nachfolgeparteien bestanden. Die wichtigsten Partner dieser Koalition waren die Demokratische Union (UD) *), der die Premierministerin angehört, der Liberal-Demokratische Kongreß (KLD) mit dem ehemaligen Premierminister Bielecki und die Christlich-Nationale Vereinigung (ZCHN) mit dem Sejm Marschall Chrzanowski an der Spitze.

Es war eine "exotische" Koalition, wie sie oft genannt wurde, mit einer bizarren Arbeitsteilung.

November 1993

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Warnungen aus Weimar

von Daniel Ziblatt

Autokraten sind vielerorts auf dem Vormarsch. Ihre Machtübernahme ist aber keineswegs zwangsläufig. Gerade der Blick auf die Weimarer Republik zeigt: Oft ist es das taktische Kalkül der alten Eliten, das die Antidemokraten an die Macht bringt.

Von Milošević zu Trump: Die bosnische Tragödie und der Verrat an den Bürgerrechten

von Sead Husic

Es herrschte keine Freude bei der bosnisch-herzegowinischen Regierungsdelegation am 22. November 1995 auf dem Wright-Patterson-Luftwaffenstützpunkt in Dayton. Eben hatte sie dem Friedensabkommen mit der Bundesrepublik Jugoslawien, die noch aus Serbien und Montenegro bestand, und Kroatien zugestimmt, doch sie fühlte sich betrogen.