Ausgabe September 1995

Wirtschaftliche hardware und institutionelle software 1945/1989

Zwei deutsche Systemwechsel im Vergleich

Bei dem folgenden Text handelt es sich um die stark gekürzte deutsche Fassung eines in englischer Sprache verfaßten Aufsatzes, der Ende 1995 in einem Buch des Verfassers im Verlag Polity Press, Oxford erscheinen wird. Die Übersetzung wurde von Jan-H. Sieckmann angefertigt und vom Verfasser überarbeitet. D. Red.

"Nachdem wir Deutschen mit 1945 und den Folgen so eindrucksvoll fertig geworden sind, sollte der neue Wiederaufbau nach 1989 ein Kinderspiel sein." Viel von dem, was die westdeutschen politischen Eliten in den Monaten vor der Einigung und den ersten gesamtdeutschen Wahlen verkündeten, war offenbar von einer Analogie zwischen den beiden "Zusammenbrüchen" und den Konsequenzen, die aus ihnen zu ziehen seien, getragen. Mit dieser Gleichsetzung von 1945 und 1989 will ich mich im folgenden auseinandersetzen und dabei mit einer, sicherlich nur schwer zu beweisenden, Intuition beginnen: Das Gefühl, mit der richtigen Geschwindigkeit in die richtige Richtung zu fahren, war 1949 bei allen Beteiligten stärker als heute ausgeprägt, ob sie nun Teilnehmer oder Beobachter waren.

September 1995

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Micha Brumlik: Ein furchtloser Streiter für die Aufklärung

von Meron Mendel

Als die Hamas am 7. Oktober 2023 Israel überfiel und anschließend der Krieg der Netanjahu-Regierung in Gaza begann, fragten mich viele nach der Position eines Mannes – nach der Micha Brumliks. Doch zu diesem Zeitpunkt war Micha bereits schwer krank. Am 10. November ist er in Berlin gestorben.

Warnungen aus Weimar

von Daniel Ziblatt

Autokraten sind vielerorts auf dem Vormarsch. Ihre Machtübernahme ist aber keineswegs zwangsläufig. Gerade der Blick auf die Weimarer Republik zeigt: Oft ist es das taktische Kalkül der alten Eliten, das die Antidemokraten an die Macht bringt.