Ausgabe Februar 1996

Dayton: Einladung zum Schiffbruch

Ich fühle instinktiv, daß die Entsendung von 20 000 amerikanischen Soldaten nach Bosnien ein Fehler ist. Sie fordert einen Schiffbruch geradezu heraus, denn unsere Landkarten taugen nichts, und Phantasie und Schneid allein reichen nicht aus, um sicher durch die Untiefen des Balkan zu steuern.

Insofern, als die US-Politik gegenüber Bosnien mehr mit idealistischen amerikanischen Illusionen zu tun hat als mit echter Sorge um begrenzte Interessen auf dem Balkan, wiederholt sich hier unsere VietnamErfahrung. Im Februar 1992 wurde ich Mitarbeiter der Jugoslawien-Abteilung im Washingtoner Außenministerium, wo ich bis August jenes Jahres tätig war, als ich aus Protest gegen die damalige Politik zurücktrat. Seinerzeit befürwortete ich nämlich eine amerikanische Intervention. Ich hatte keinen besonderen background, was die Balkanstaaten oder Osteuropa betraf. Ich war nie in Jugoslawien gewesen, sprach nicht einmal Serbokroatisch.

Ich war lange genug in der Abteilung, um davon überzeugt zu sein zu wissen, was da vor sich ging, und sicher zu sein, daß falsche Schritte, Verzögerung und Ablehnung ein Debakel für die US-Außenpolitik bedeuten würden, aber nicht lange genug, um das größere Bild zu sehen. Seitdem habe ich nicht aufgehört dazuzulernen. Durch meinen Rücktritt hoffte ich, mehr Möglichkeiten zur Einflußnahme außerhalb der Regierung zu gewinnen.

Februar 1996

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