Wenn ich lese, was heute unter dem Sammelbegriff "Vergangenheitsbewältigung" als DDR-Geschichtsdeutung angeboten wird, fällt es mir oft schwer, in diesem Puzzle die mir bekannte Vergangenheit zu erkennen. Andererseits zeigt sich, daß eine zu(ver)lässige Selbsterkenntnis, die die ganze historische Epoche in ihrem Werden und Vergehen umschließt, nicht weniger problematisch ist. Den Beteiligten fehlt vermutlich, was Freud "Lehranalyse" nennt. Zusätzliche innere Sperren sind nicht zuletzt einem gesellschaftlichen Klima zu verdanken, in dem aus unterschiedlichen Interessen die Ausgrenzung ehemaliger DDR-Eliten betrieben wird. Historische Erfahrung motiviert zu politischem Handeln, allerdings wird den Eliten der DDR jene geschichtliche Legitimation verwehrt. Ist es Absicht, im Verkennen des Charakters jener Vergangenheit den Holocaust und die Frage ins Abseits zu schieben, wieso eine vorangegangene Bevölkerung überwiegend ihre Nazidiktatur hingenommen hat? Das neue Deutschland DDR trat an, die Wiederbelebung des Faschismus zu unterdrücken, was derzeit gern ausgeblendet wird. Die Frage der Mittel stand damals nicht zur Debatte, der Kalte Krieg verhärtete die Fronten, aus führender Rolle der Partei wurde die Macht des auf Moskau orientierten Politbüros, die Staatsorgane ausführendes Instrument.
In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.