Von der europäischen bis zur kommunalen Politik und von den Verbrauchern bis zu den Anbietern wird derzeit nach Ursachen für die BSE-Seuche gesucht. Wie konnte so etwas passieren? Wer ist schuld an der Verbreitung von BSE? Und welche Lehren sollten daraus gezogen werden? Die Beantwortung dieser Fragen erscheint auf den ersten Blick ziemlich kompliziert. Die naturwissenschaftliche Ursachenermittlung steckt noch immer in den Kinderschuhen. Trotz mehr als zehnjähriger Forschungen wissen wir kaum Genaues über Ansteckungswege, Übertragbarkeiten und Ursprünge der Seuche. Gelernt haben (sollten) wir in den letzten Jahren allerdings eine ganze Menge darüber, inwieweit wir uns in der Analyse und der Bearbeitung von Großrisiken auf unsere politischen Institutionen und die Wissenschaft verlassen können. Schon ein kurzer Überblick über die Geschichte der Seuche zeigt, daß sowohl die Politik wie auch die Wissenschaft in einem nur als katastrophal zu bezeichnenden Maße als Instanzen der Problembearbeitung versagt haben. Die BSE-Affäre liefert allerdings nicht nur eine Geschichte des Versagens. Sie kann auch als Chance verstanden werden, wenn sie dazu führt, daß Bürger in der Risikogesellschaft sich wieder verstärkt der Notwendigkeit eigenständiger und ethisch reflektierter Entscheidungskompetenz bewußt werden.
In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.