Dem Erschrecken und der tiefen Betroffenheit nach den monströsen Anschlägen vom 11. September folgte bald der politische Alltag: Während sich die politische Klasse hier zu Lande daran machte, lang gehegte Wünsche und seit dem deutschen Herbst liegen gebliebene Pläne zur Verschärfung des Ausländerrechts, der Ausweis- und Passgesetze, des Vereinsgesetzes oder des Verfassungsschutzgesetzes zu verwirklichen, bereiteten die USA konzentriert und planmäßig - und insoweit "besonnen" ihren Feldzug gegen den Terrorismus vor, der sich zuallererst gegen Afghanistan richten sollte. Alle Aufrufe aus Kreisen kritischer Wissenschaftler, Publizisten, Schriftsteller und des alternativen politischen Spektrums hatten ebenfalls "Besonnenheit" eingefordert, weil man - nicht ganz ohne Grund - den USA und ihrem von Gerichts wegen eingesetzten Präsidenten allerhand unbesonnene Vergeltungsaktionen zutraute.
George Bush jr. reagierte nicht nach "Cowboymanier". Er ließ sich Zeit, um den vermeintlichen Herd und Zufluchtsort des weltweiten Terrorismus à la al Qaida politisch zu isolieren und militärisch einzukreisen.