Ausgabe Dezember 2001

Die Rückkehr der Friedensbewegung

Dem Erschrecken und der tiefen Betroffenheit nach den monströsen Anschlägen vom 11. September folgte bald der politische Alltag: Während sich die politische Klasse hier zu Lande daran machte, lang gehegte Wünsche und seit dem deutschen Herbst liegen gebliebene Pläne zur Verschärfung des Ausländerrechts, der Ausweis- und Passgesetze, des Vereinsgesetzes oder des Verfassungsschutzgesetzes zu verwirklichen, bereiteten die USA konzentriert und planmäßig - und insoweit "besonnen" ihren Feldzug gegen den Terrorismus vor, der sich zuallererst gegen Afghanistan richten sollte. Alle Aufrufe aus Kreisen kritischer Wissenschaftler, Publizisten, Schriftsteller und des alternativen politischen Spektrums hatten ebenfalls "Besonnenheit" eingefordert, weil man - nicht ganz ohne Grund - den USA und ihrem von Gerichts wegen eingesetzten Präsidenten allerhand unbesonnene Vergeltungsaktionen zutraute.

George Bush jr. reagierte nicht nach "Cowboymanier". Er ließ sich Zeit, um den vermeintlichen Herd und Zufluchtsort des weltweiten Terrorismus à la al Qaida politisch zu isolieren und militärisch einzukreisen.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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