Gegenwärtig erleben die Vertriebenenverbände ihren zweiten Frühling. Was mit den Fernsehserien "Die Vertriebenen. Hitlers letzte Opfer" (ARD) und "Die große Flucht" (ZDF) im vergangenen Jahr begann, fand seine Fortsetzung in dem breiten Medienecho auf die Novelle "Im Krebsgang" von Günter Grass sowie in der Diskussion über die Bedeutung der Benes-Dekrete im Kontext des EU-Erweiterungsprozesses. Und während den Vertriebenenverbänden in der Vergangenheit ihr konservativ-reaktionärer Ruf vorauseilte, stoßen sie derzeit mit ihren Thesen in der Mitte der Gesellschaft zunehmend auf positive Resonanz. 1)
Deshalb soll nun endlich auch ein Projekt politisch durchgesetzt werden, dessen Verwirklichung das wohl wichtigste Ziel der Vertriebenenarbeit der nächsten Jahre darstellt: das "Zentrum gegen Vertreibungen". Ein Titel, der nichts Böses ahnen lässt. "Vertreibung" - das klingt nach Verbrechen und Unrecht. Der Plural ("Vertreibungen") deutet darauf hin, dass es sich um ein weit verbreitetes, wenn nicht weltweites Problem handeln könnte. Und die Negation ("gegen") scheint ein Zeichen gegen Unmenschlichkeit und Verbrechen zu setzen. Das alles klingt viel versprechend und nach einem humanen Projekt.