Ausgabe August 2002

Roter Stern über Hongkong

Er werde Hongkongs Bürger exekutieren, versprach Chief Executive Tung Chee-hwa, Hongkongs erster chinesischer Regierungschef, am 8. Oktober 1997 in seiner Jungfernrede vor dem Provisorischen Legislativrat der ehemaligen britischen Kronkolonie. In Wirklichkeit handelte es sich natürlich nicht um ein Versprechen, sondern um einen Versprecher - der aus Shanghai stammende Tung hielt seine Ansprache auf kantonesisch und mit Hongkongs Lokaldialekt steht er auf Kriegsfuß. Eigentlich wollte er sagen, seine Regierung werde auf die Meinung der Bürger hören. Dass Tung vor einem Legislativrat sprach, der nach Ansicht unparteiischer Juristen jeglicher rechtlichen Grundlage entbehrt und dessen 60 von Peking eingesetzte Mitglieder angetreten waren, die vom letzten britischen Gouverneur Chris Patten gegen den erbitterten Widerstand Chinas durchgesetzten Reformen rückgängig zu machen, sofern sie die Macht Pekings einschränkten, störte anscheinend kaum jemanden: Wie Meinungsumfragen zeigten, erfreute sich Tung nach 100 Tagen im Amt einer Zustimmungsrate von über 65%. Im August 1997, keine zwei Monate nach der Übernahme, hatte sie sogar 82%, betragen - höher als die Pattens, der es nie auf mehr als 77% brachte. Tungs Beliebtheit, unkten die Skeptiker damals, rühre von der verständlichen Erleichterung über das, was er nicht getan habe.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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