Der Ölkrieg im Kontext der kommenden Währungsbipolarität
Seit den Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon sowie dem Sieg über die Taliban haben die USA ihre Militärpräsenz in Mittelasien und im Kaukasus etabliert. Mit dem bevorstehenden Irakkrieg wird eine weitere Ausdehnung der US-Stützpunkte in der Golfregion erwartet. Heftig umstritten ist die Frage nach den zugrundeliegenden Motiven. Immer häufiger wird bei der Suche nach Kriegsursachen eines möglichen Irakkrieges auf das Interesse der USA am Zugriff auf die Ölvorkommen der Großregion vom Golf über den Kaukasus bis Mittelasien verwiesen, die in US-Strategiepapieren unter dem Namen Greater Middle East firmiert.1
Wenn allein schlichtes Ausbeutungsinteresse an den Ölvorhaben als Triebfeder der US-Kriegspolitik angenommen wird, greift diese Einschätzung jedoch zu kurz. Vielmehr spielen neben energie- auch finanzpolitische und geostrategische Überlegungen eine Rolle. Entscheidende Bedeutung kommt dabei der Funktion des Öls für die Stabilität des Dollar zu. Seit 1945 basiert der Reichtum der USA nicht zuletzt auf der Hegemonie ihrer Währung. Zunächst wurde diese durch das an den Dollar gebundene System fester Wechselkurse gewährleistet, nach dem Ende des Systems von Bretton Woods übernahm jedoch das Öl die Rolle des Stabilisators.