Ausgabe Februar 2004

Realismus des Rechts

Kants Beitrag zum internationalen Frieden

Am 12. Februar vor 200 Jahren starb Immanuel Kant. Doch nicht erst mit diesem Jubiläum, sondern bereits im letzten Jahrzehnt, erlebte der Königsberger Philosoph eine fast sensationell zu nennende Renaissance. Mit dem Ende der Blockkonfrontation avancierte er zum Gewährsmann einer friedlichen Zukunft im Schein von UNO und Völkerrecht, von "Global Governance" und "Weltinnenpolitik". Doch tempi passati. Im Zuge des schnellen Zusammenbruchs der vermeintlich neuen Weltordnung bekamen die Gegner einer kantisch inspirierten Politik zunehmend Übergewicht. In jüngster Zeit fungiert Kant als Spottfigur aller Bellizisten.

Den vorläufigen Höhepunkt seiner pejorativen Indienstnahme erlebte Kant vor etwas mehr als einem Jahr. Keiner brachte die Desavouierung deutlicher zum Ausdruck als Robert Kagan, der in der Debatte um die Ablehnung des Irakkrieges durch einige europäische Staaten Kant als Inbegriff europäischnaiver Friedfertigkeit darstellte. Kant stand für die wehrlose Venus Europa, die sich in militärischen Dingen auf den Hobbesschen Leviathan Amerika verlässt.

Hieran wird deutlich: Die Auseinandersetzung um eine genuine oder ideologische Wiedergabe Kants ist heute, weit mehr als früher, (auch) ein Kampf um die herrschende Weltanschauung.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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