Ausgabe Juli 2007

Abschreckung nach der Abschreckung

Ernst-Otto Czempiel zum 80. Geburtstag

Spätestens seit den 50er Jahren und bis zur weltpolitischen Wende 1989-92 war die Abschreckungsstrategie in unterschiedlichen Ausprägungen und Akzentsetzungen das militärische Rückgrat des Ost-West-Konfliktes, der seinerseits in der vorherrschenden politischen Programmatik als ordnungspolitisch- ideologischer Systemantagonismus begriffen wurde.1 Zwar ist Abschreckung ein in manchen gesellschaftlichen Zusammenhängen zu beobachtender Regulationsmechanismus (so explizit in der unterstellten Wirkung strafrechtlicher Normen); seine besondere, konzeptuell ausdifferenzierte Prominenz erhielt das Konzept jedoch erst im Kontext der vorherrschenden Militärstrategie nach dem Zweiten Weltkrieg und hier insbesondere im Hinblick auf die Existenz von Nuklearwaffen.

Diese Waffenpotentiale mit einer in der Kriegsgeschichte bis dato beispiellosen Zerstörungswirkung wurden zur Grundlage wechselseitiger Vernichtungsdrohung, was im politischen Alltagsgeschäft jedoch vernünftigerweise zu Selbstabschreckung im Sinne der Zähmung von Vernichtungsdrohung führte.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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