Zur Struktur kapitalistischer Internationalisierung
Als das wichtigste Kennzeichen des gegenwärtigen Kapitalismus gilt vielfach das hohe Niveau und die anhaltende Dynamik seiner Internationalisierung. Seit Beginn der 50er Jahre wächst der internationale Handel schneller als die Weltproduktion; er umfaßt mehr und mehr auch den Dienstleistungssektor. Seit den 70er Jahren wird auch die Produktion zunehmend international betrieben: die ausländischen Direktinvestitionen nahmen noch sehr viel schneller zu als der Welthandel: Sie stiegen von knapp 40 Mrd. US-Dollar im Durchschnitt der Jahre 1976 bis 1980 auf fast das Fünffache (187 Mrd. US-Dollar) im Durchschnitt der Jahre 1990 bis 1993 1). Große multinationale Konzerne betätigen sich in allen Teilen der Welt und betreiben die globale Optimierung ihrer weltweiten Beschaffungs-, Produktions- und Vertriebsstrategien. Schließlich das Geldkapital: Es ist am Finanzplatz London ebenso zu Hause wie in Tokio und New York, und dank moderner Technik werden Hunderte von Milliarden Dollar in Minutenschnelle von einem Teil der Erde zum anderen verschoben. Moderner Kapitalismus ist g l o b a l e r Kapitalismus. Der Begriff ist jedoch weniger klar, als es zunächst den Anschein hat, und die mit ihm meist verbundene Vorstellung weltweiter Verflochtenheit und Interdependenz weicht erheblich von der Realität ab 2).