Ausgabe August 1995

Eine Steuer gegen die Währungsspekulation?

In jüngster Zeit sind die internationalen Währungsmärkte und -strukturen mehrfach heftig erschüttert worden: Im September 1992 mußten die italienische Lira und das englische Pfund den Wechselkursmechanismus des Europäischen Währungssystems (EWS) aufgrund heftiger Abwertungsspekulationen verlassen. Im August 1993 wurde das EWS praktisch dadurch außer Kraft gesetzt, daß die bisher geltenden Bandbreiten von +-2,25% auf +-15% erweitert wurden; damit ist die Interventionspflicht der Zentralbanken zur Stabilisierung der Wechselkurse faktisch aufgehoben.

Schließlich verschlechtert die jüngste starke Abweg des amerikanischen Dollar von durchschnittlich 1,62 DM im Jahr 1994 auf rund 1,40 Mitte 1995, also um rund 13,6%, die Konkurrenzbedingungen für europäische Exporteure auf den Weltmärkten erheblich. Für diese Turbulenzen der Währungsmärkte sind in hohem Maße spekulative Geschäfte verantwortlich: der Umfang der t ä g l ic h e n Devisenumsätze hat in den letzten 25 Jahren von rund 15 Mrd. Dollar (1969) auf 1 Billion Dollar (1994), also das 67fache zugenommen, etwa viermal so stark wie der internationale Handel (vgl. Tabelle). Die Summe aus Handel mit Waren und Dienstleistungen sowie Direktinvestitionen entsprach im vergangenen Jahr nur 2,4% der weltweiten Devisenumsätze.

August 1995

Sie haben etwa 7% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 93% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Dividenden statt Investitionen

von Aurora Li, Michael Peters, Uwe Zöllner

Ob bei der Wasserversorgung, in der Pflege oder im Gesundheitssektor: Bereits seit einigen Jahrzehnten kommt es selbst in systemrelevanten Bereichen immer wieder zu Privatisierungen – bei denen die kurzfristige Gewinnmaximierung zugunsten der Investoren oftmals das Geschäft bestimmt.

Von der Silicon Valley Bank zur Credit Suisse: Finanzmarktkrise 2.0?

von Rudolf Hickel

Fünfzehn Jahre nach der Finanzmarktkrise, die im September 2008 durch die Lehman-Pleite ausgelöst wurde und die Weltwirtschaft beinahe zum Absturz brachte, drohen erneut massive Turbulenzen im Kasinokapitalismus. In den USA erschütterte der Crash eines zuvor ziemlich unbekannten regionalen Spezialinstituts, der Silicon Valley Bank (SVB), die Finanzmärkte.