Ausgabe Januar 1997

Die wirtschaftliche Dimension der deutsch-iranischen Sonderbeziehung

Die Plädoyers der Bundesanwaltsschaft im sogenannten "Mykonos"Prozeß, in denen die Staatsspitze in Teheran als Drahtzieher des Mordes an vier oppositionellen Iranern in Berlin im September 1992 beschuldigt wurde, haben zu einer der schwersten Krise der deutsch-iranischen Beziehungen seit Jahrzehnten geführt. Diese Krise löste in beiden Ländern eine Grundsatzdiskussion aus, die die Notwendigkeit und der Sinn des Umgangs miteinander zum Gegenstand hat. Ist es legitim, fragt man sich in der Bundesrepublik, mit einem Land wie Iran, dessen politische Spitze in die Ermordung Oppositioneller auf deutschem Boden verwickelt ist, diplomatische, kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen zu pflegen? Wer profitiert von dem Sonderverhältnis zwischen den beiden Ländern? Und schließlich: Wer hätte bei einem Abbruch der Beziehungen den größeren Schaden? Im Folgenden wird der Versuch unternommen, die wechselseitigen Interessen beider Länder auf dem Gebiet der wirtschaftlichen Beziehungen darzustellen und die möglichen Folgen eines Bruchs aufzuzeichnen.

Deutschlands Aufstieg zum Handelspartner Nr. 1

Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Iran sind durch eine lange und kontinuierliche historische Tradition geprägt. Sie gehen bis ins Jahr 1625 zurück, als eine 100köpfige Delegation aus Schleswig-Holstein unter der Leitung von Adam Olarius ins persische Reich reiste, um u.

Januar 1997

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