Ausgabe November 1999

Vom Nutzen des Klonens und den Grenzen der Ethik

1. Sloterdijk - nur ein "harmloser Bioethiker"?

"Züge faschistischer Rhetorik" trage Sloterdijks "Rede über Menschenzucht", konstatierte "Spiegel"-Redakteur Reinhard Mohr (1999a) Anfang September und das zeitgleiche Urteil von Thomas Assheuer (1999) in der "Zeit" fiel ähnlich vernichtend aus: Einer "demokratiefreien Arbeitsgemeinschaft" aus Philosophen und Gentechnikern wolle Sloterdijk die Realisierung der "ZarathustraFantasie vom Übermenschen" überantworten. In seiner Rede leite der Philosoph aus einer düsteren Diagnose die Notwendigkeit ab, "mithilfe von Selektion und Züchtung die genetische Revision der Gattungsgeschichte einzuleiten." Hatte Sloterdijk in seinen "Regeln für den Menschenpark" das wirklich getan? Aus den einzelnen Zitatfragmenten, die von seinen Kritikern zur Collage eines eugenischen Manifests verdichtet wurden, ließ sich eine solche Intention nicht eindeutig rekonstruieren. Wer die Rede auf Schloss Elmau nicht selbst gehört oder eines der wenigen, nicht autorisierten Manuskripte erhalten hatte, blieb zunächst auf die Vermutungen und Verdächtigungen aus zweiter Hand verwiesen. Zwischenzeitlich liegt nun die Druckfassung der Rede 1) vor, und seither regiert redselige Ratlosigkeit.

November 1999

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