Ausgabe September 2000

Eine Partei neuen Typs?

Die NPD zwischen NS-Nostalgie und Nationalbolschewismus

"Der Staat ist tot. Der Liberalismus lebt. Wer die mit dem äußeren Getöse des medialen Zeitalters zelebrierten Vorgänge in unserem Land auf ihren politischen Gehalt abklopft, kommt um diesen Befund nicht herum", lauten die einleitenden Sätze des Vortrags "Brot und Spiele im virtuellen Staat", in dem Dr. Dr. Thor von Waldstein in zehn Thesen zum Liberalismus zum dem Schluss gelangt, dass der grundlegende Primat des Ökonomischen über das Politische zum Untergang des Systems des Liberalismus führen wird, da es der "Reichtum des Kapitalismus" sei, der die "geistige und seelische Armut" der Menschen schaffe. Für das "Leben nach dem Liberalismus" postuliert Waldstein: "Unsere Aufgabe wird es sein, den Renouveau des 21. Jahrhunderts den Völkern zu widmen und ihnen all das zurückzugeben, was ihnen der Liberalismus gestohlen hat." Zwar ließe sich die künftige gesellschaftliche Verfasstheit noch nicht absehen, doch sei dies zweitrangig, "da junge und kraftvolle Völker durchaus in der Lage sind, eine ihrer Zeit entsprechende neue 'Menschenfassung' zu gestalten." Sicher aber sei die völkische Fundierung dieser "neuen Ordnung". "Der Liberalismus ist tot. Die Völker leben" 1), heißt es abschließend.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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