Ausgabe September 2001

Prima Klima?

Klimaschutz durch Konferenzserien: eine Fata Mogana

 „Let’s improve the atmosphere“, hieß es auf Grußanzeigen des Bundesumweltministeriums zur Bonner Weltklimakonferenz – der achten seit 1992. Dabei war schon vor der Konferenz klar, daß selbst ein nicht verwässertes Kyoto-Protokoll im optimalen Realisierungsfall bis zum Jahr 2012 kaum mehr bewirken könnte, als die Emissionen auf den schon brisant klimagefährdenden Stand des Jahres 1990 zurückzuführen. Auf Basis der nicht mehr zur Debatte stehenden Vorentscheidungen ging es also kaum noch um eine Verbesserung der Klimabedingungen, sondern um das Aufhalten weiterer Verschlechterungen. Das Zitat, und mehr noch die Tonart, mit der die Konferenzteilnehmer im Chor mit akkreditierten Umweltorganisationen das Ergebnis öffentlich als Erfolg feierten, steht in auffallendem Kontrast zum prekären Zustand des Weltklimas, den das Ergebnis von Bonn nicht verbessern kann. Das Wuppertal-Institut rechnet in einer Kurzanalyse mit Emissionssteigerungen bis zum Zieljahr 2012 von 10%. Doch die Debatte über die Bewertung des Kyoto-Protokolls scheint gelaufen. Pacta sunt servanda, wohl oder übel – oder mit einem Aphorismus von Stanislaw Lec gesprochen: „Wer das Niveau heben will, muß die Ansprüche senken.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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