Ausgabe Mai 2003

Ölkolonie oder mesopotamischer Tiger?

Irakische Wirtschaftsperspektiven

Vor den letzten beiden Golfkriegen wurde unter den arabischen Staaten einzig der Irak als fähig angesehen, den Schritt von einem Entwicklungsland zu einem sich industrialisierenden Schwellenland (Newly Industrializing Country/ NIC) zu schaffen. Das Land verfügt über eine Vielzahl von Ressourcen, die für einen erfolgreichen wirtschaftlichen Entwicklungsprozess benötigt werden. Vor den beiden Kriegen konnte der Irak seine technische und soziale Infrastruktur erheblich ausbauen und verfügte über gut ausgebildete und, an nahöstlichen Standards gemessen, disziplinierte Arbeitskräfte. Die auf Öleinnahmen basierende Wirtschaftsplanung war relativ erfolgreich. In den späten 70er Jahren führte das Zusammenspiel dieser vorteilhaften Faktoren zu eindrucksvollen Wachstumsraten in der Industrie und zu erheblich verbesserten Lebensbedingungen für die Bevölkerung.1

Der Krieg gegen den Iran in den 80er Jahren fügte Landwirtschaft, Industrie und Infrastruktur jedoch schwere Schäden zu, die für einen fortgesetzt erfolgreichen ökonomischen Entwicklungsprozess notwendigen menschlichen und materiellen Ressourcen wurden auf die Kriegsanstrengungen konzentriert. Die bloße Notwendigkeit, die militärische Konfrontation wirtschaftlich zu überleben, ersetzte die nationale bzw.

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