Ausgabe Juli 2004

Drei zu Zwei

Bern 1954 und die Selbstfindung der Bundesrepublik

"Zwanzigtausend starren auf einen Ball. Es ist höchst langweilig. Aber dann holt das Teleobjektiv der Filmkamera einzelne Gesichter aus den Zwanzigtausend heraus: erschreckende Gesichter, verkrampfte Kinnladen, hassverzerrte Münder, Mordgier im Blick. Wollt ihr den totalen Krieg?

"Zwanzigtausend starren auf einen Ball. Es ist höchst langweilig. Aber dann holt das Teleobjektiv der Filmkamera einzelne Gesichter aus den Zwanzigtausend heraus: erschreckende Gesichter, verkrampfte Kinnladen, hassverzerrte Münder, Mordgier im Blick. Wollt ihr den totalen Krieg? ja ja ja Keetenheuve beobachtete von seinem Sitz im verdunkelten Zuschauerraum die von den tückischen Fernrohrobjektiven aus ihrer Geborgenheit in der Masse und Anonymität grausam herausgerissenen und aller Fassung entblößten Gesichter [...], und er fürchtete sich. [...] Keetenheuve stand abseits. Er stand außerhalb des echten Spannungsfeldes dieser Versammlung der Zwanzigtausend. Sie waren vereint, sie akkumulierten, sie waren eine gefährliche Häufung von Nullen, eine explosive Mischung, zwanzigtausend erregte Herzen und zwanzigtausend hohle Köpfe.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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