Ausgabe Dezember 2005

Die Globalisierung des Hungers und das Menschenrecht auf Nahrung

Die jüngsten Zahlen der UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) sind ernüchternd: Mindestens 852 Millionen Menschen leiden chronisch an Hunger. Zwar hatte sich der Welternährungsgipfel 1996 das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2015 die Zahl der Hungernden zu halbieren, und auch der Millenniumsgipfel der UNO wie der „Aktionsplan 2015“ der Bundesregierung versprachen – leicht abgeschwächt – immerhin eine Halbierung des Anteils der Hungernden an der Bevölkerung. Doch die hehren Beschlüsse im Kampf gegen den Hunger entfalten zu wenig Dynamik, der Kampf gegen den Hunger stagniert – gerade in der Zeit nach diesen Beschlüssen: Während in der ersten Hälfte der 90er Jahre ein leichter Rückgang zu verzeichnen war, sind seit 1995 etwa 28 Millionen Menschen zusätzlich in die Hungerstatistik aufgerückt.1

Die Rhetorik der Hungerbekämpfung auf internationalen Konferenzen klingt angesichts dieser Entwicklung hohl und geradezu zynisch. Anstatt wirksame Schritte gegen den Hunger einzuleiten, konzentrieren sich die Regierungen lieber auf die Förderung der wirtschaftlichen Globalisierung, etwa durch die Welthandelsorganisation WTO. „Warum haben wir es erlaubt, dass Hunderte von Millionen Menschen Hunger leiden in einer Welt, die mehr als genug Nahrung für jede Frau, jeden Mann, jedes Kind produziert?“, fragt FAO-Generalsekretär Jacques Diouf.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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