Ausgabe Juni 2009

Pakistan im Mehrfrontenkrieg

Die besorgniserregenden Nachrichten aus Pakistan reißen nicht ab: Im Nordwesten des Landes erstarken die Taliban und infiltrieren das benachbarte Afghanistan, im Osten kommen die Konflikte um die Region Kaschmir nicht zur Ruhe, und auch in weiten Teilen des übrigen Landes gewinnen islamistische Kräfte stetig an Einfluss. In Reaktion auf die jüngste Offensive der pakistanischen Armee im Swat-Tal verlassen derzeit hunderttausende Flüchtlinge die umkämpften Gebiete und suchen Zuflucht in Auffanglagern, die das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und Behörden eingerichtet haben. Die zivile Regierung, die erst seit vergangenem Jahr im Amt ist, erweist sich als unwillig bzw. unfähig, den Zerfallserscheinungen des Landes wirksam zu begegnen, aber auch den militärisch-geheimdienstlichen Komplex in die Schranken zu weisen und ihre nationale Souveränität zu behaupten.

In Washington betrachtet man Pakistan bereits als failing state, der Druck auf Islamabad wächst. So erklärte US-Präsident Barack Obama im Rahmen seiner 100-Tage-Bilanz, er sei „ernsthaft besorgt“ über die schwindende Autorität der Zentralregierung und über die dadurch wachsende Gefahr, das atomar bewaffnete Pakistan könnte längerfristig zu einer Bedrohung der nationalen Sicherheitsinteressen der USA werden. 1

Bereits vor Monaten dehnte die U.S. Army selbst die afghanische Kampfzone auf den Nordwesten Pakistans aus und flog Luftangriffe auf Nachschubstellungen der Taliban.

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Koloniale Nachwehen: Der Kampf um Kaschmir

von Amadeus Marzai

Ein brutaler Terroranschlag riss am Nachmittag des 22. April das idyllische Baisaran-Gebirgstal im von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs aus seiner Ruhe. Es war der Beginn einer rapiden Eskalation im seit jeher angespannten indisch-pakistanischen Verhältnis und könnte sogar zum Ausgangspunkt eines größeren Krieges zwischen den beiden Nuklearmächten werden.

Südkorea: Vom Putschversuch zur Richtungswahl

von Fabian Kretschmer

Es ist mehr als nur ein Klischee, dass die südkoreanische Demokratie zu den lebhaftesten in ganz Asien zählt. Seit der Wahlkampf Anfang Mai offiziell eingeläutet wurde, sind die gläsernen Fassaden der Bürotürme in der Hauptstadt Seoul mit riesigen Plakaten der Spitzenkandidaten zugepflastert.

Vom kleinen zum großen Bruder

von Ulrich Menzel

Wenige Tage vor der Winterolympiade 2022 in China reiste Wladimir Putin zu einem Gipfeltreffen mit Staatschef Xi Jingping nach Peking, um Rückendeckung für die geplante Invasion der Ukraine zu bekommen, die er nur drei Wochen später beginnen sollte. Am 4. Februar 2022 verkündeten Putin und Xi in einer gemeinsamen Erklärung die „grenzenlose Freundschaft“ ihrer beiden Länder in der Auseinandersetzung mit dem „absteigenden Westen“.