Die spontanen Massendemonstrationen gegen Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad und für seinen Herausforderer Mir Hussein Mussawi nach den offenbar manipulierten Präsidentschaftswahlen vom 12. Juni d. J. wurden inzwischen auf brutale Weise niedergeschlagen. Zahlreiche Menschen kamen dabei zu Tode, unzählige befinden sich noch immer in Haft.
Manipulation und Gewalt kamen jedoch keineswegs über Nacht. Schon vor dem umstrittenen Wahlausgang kritisierten Reformer und gemäßigte Konservative die offene Parteinahme für die Rechtskonservativen und deren prominenteste Person, den amtierenden Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinedschad, durch „manche Institutionen und Kräfte“. Gemeint war damit vor allem die mächtige „Wächterarmee der islamischen Revolution“ – hierzulande auch als „Revolutionsgarden“ oder „Revolutionswächter“ bekannt. Sie erlebte in den letzten Jahren einen beispiellosen Aufstieg und wurde zu einer der wichtigsten Institutionen des Landes. Im Vorfeld der Wahl setzten die Wächterarmee und die mit ihr verbundene Volksmiliz (basidsch) nicht nur ihre landesweiten Mobilisierungs- und Einflussmöglichkeiten ein, sondern drohten zwei Tage vor dem Urnengang offen mit einem Staatsstreich für den Fall, dass Mussawi gewinnen sollte.