Der 11. März 2011, 3/11, ist für Japan, was 9/11 für Amerika war. In Zukunft, so ein politischer Kommentator, wird man die Geschichte Japans in die Zeit vor und nach diesem Beben einteilen.
Dabei scheint das Leben in den Regionen, die nicht von der doppelten Katastrophe des Tsunamis und des atomaren GAUs betroffen waren, zunehmend wieder seinen normalen Gang zu gehen. Die Kneipen sind wieder voll, und die Wäsche wird wieder zum Trocknen auf den Balkon gehängt, nachdem die Radioaktivität der Luft in Tokio etwas abgenommen hat. Nur die regelmäßig wiederkehrenden Erdbeben verstören die Menschen. Und dann brennen nach wie vor nicht alle Straßenlampen, ein Teil der Rolltreppen in den U-Bahnhöfen ist stillgelegt, und die Züge fahren in größeren Abständen. Der Grund: Man muss Strom sparen.
Das Selbstbewusstsein der japanischen Gesellschaft, in der Perfektion einen Stellenwert hat wie in keiner anderen hochentwickelten Gesellschaft, versinnbildlicht im Schnellzug „Shinkansen“, der im Fünf-Minuten-Takt und mit einer täglichen durchschnittlichen Verspätungsquote von unter einer Minute zwischen Tokio und Osaka verkehrt, hat einen gewaltigen Knacks bekommen. Im kommenden feuchtheißen Sommer werden der Strommangel und die daraus folgenden Einschränkungen im Leben der Japaner noch viel deutlicher zu spüren sein.