Ausgabe April 2012

Der China-Bluff

Es war an einem klaren, kalten Nachmittag vor exakt 40 Jahren, als ich hinter Präsident Richard Nixon auf die Rollbahn des Pekinger Hauptstadtflughafens hinabstieg. Heute ist dazu wohl ein verspätetes Geständnis fällig: Als ich nämlich an Bord der Air Force One auf dem Flug nach Peking ein wenig eingenickt war, riss ein Alptraum mich aus dem Schlaf. Ich hatte geträumt, Generalissimus Tschiang Kai-schek würde dort am Flughafen stehen, gemeinsam mit seinem alten politischen Gegenspieler und heimlichen Brieffreund Tschu En-lai. Und in diesem Traum trat Tschiang vor, um seinen früheren Freund und Patron Richard lauthals mit einem sarkastischen „long time, no see!“ zu begrüßen. Als wir dann zu dem schäbigen alten Bau fuhren, in dem sich damals der einzige Terminal des Pekinger Flughafens befand, starrte ich ängstlich durchs Fenster. Andere waren freudig erregt, als Premier Tschu tatsächlich persönlich auftauchte, um uns zu begrüßen. Mir hingegen fiel bloß ein Stein vom Herzen, weil Tschu alleine kam.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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