Ausgabe September 2013

Die »Gnade der späten Geburt«?

Politikwissenschaft in Deutschland und die Rolle Theodor Eschenburgs

In der Fachöffentlichkeit wie auch in einer (wenngleich begrenzten) publizistischen Öffentlichkeit wird seit einigen Monaten über die Frage diskutiert, ob die Deutsche Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW) den von ihr alle drei Jahre verliehenen Wissenschaftspreis für das Lebenswerk einer Politikwissenschaftlerin oder eines Politikwissenschaftlers weiterhin mit dem Namen eines ihrer Gründerväter schmücken soll: Theodor Eschenburg.

Eschenburg (1904-1999) war von 1952 bis zu seiner Emeritierung Professor in Tübingen und weit über die Grenzen seines Fachs hinaus bekannt. Er bildete Generationen von Studentinnen und Studenten aus, schrieb regelmäßig in der „Zeit“, hielt Kontakt mit zahlreichen Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik und Verwaltung und galt als ein public intellectual, dessen Stimme in der Öffentlichkeit gehört wurde. Seine von vielen so wahrgenommene Rolle ist mit dem Titel des praeceptor Germaniae auf den Begriff gebracht worden.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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