Ausgabe Juli 2017

Der neue Businessfeminismus

Als sich Ende April im Vorfeld des G20-Gipfels 200 Frauen aus den Führungsetagen von Politik und Wirtschaft in Berlin zum W20-Gipfel trafen („W“ steht für Woman), verfolgten sie ein gemeinsames Ziel: die Rolle der Frauen in der Wirtschaft zu stärken. Unter dem Titel „Frauen inspirieren“ diskutierte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf einem Podium mit insgesamt sieben prominenten Persönlichkeiten, darunter die Tochter des amtierenden US-Präsidenten, Ivanka Trump, die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, und die holländische Königin und frühere Bankerin Máxima, über die Förderung von Unternehmerinnen.

Die Spitzenfrauen transportierten dabei eine zentrale Botschaft: „Frauen schaffen das.“ Doch hinter dem Nimbus des „Yes, you can!“ verbirgt sich ein neuer, knallharter Businessfeminismus, der die neoliberale Strategie eines Empowerments von Frauen durch die Märkte, vor allem aber zum Wohle der Märkte, auf die Spitze treibt.

Schon die hochkarätige Besetzung des Podiums macht die bereits Privilegierten und Mächtigen zum Rollenvorbild. Mit der Einladung der Präsidententochter, die Merkel bei ihrem USA-Besuch persönlich ausgesprochen hatte, fördert sie den selbst erklärten Feminismus von Elitefrauen, der sich das Etikett der Geschlechtergleichheit für die eigene Machtbildung aneignet.

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