
Bild: Boris Palmer (imago images / Future Image)
Jede Krise verlangt ihre Opfer. Doch eine ganz spezielle Leidensgeschichte der Corona-Katastrophe wurde bisher viel zu wenig beachtet – nämlich die jener tragischen Vollmund-Politiker, die es über Wochen ertragen mussten, dass Virologen im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses standen. Wenigstens drei sind an diesem schweren Gang ins Schweigen gescheitert.
Der Erste war, wen konnte es verwundern, der notorisch verhaltensauffällige Boris Palmer. Just im 250. Geburtsjahr der Tübinger Geistesheroen Hegel und Hölderlin meinte der Tübinger Bürgermeister seinen Beitrag zum deutschen Humanismus leisten zu müssen und erfand das „Sowieso-bald-tot-Theorem“. Ausgerechnet im seichten Sat 1-Frühstücks-TV wollte Palmer es „mal ganz brutal“ sagen: „Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären.“ Vieles waren die Grünen von ihrem schwäbischen Kreuz-und-Querdenker gewohnt, aber das schlug dem Fass den Boden aus. Parteivorstand und -basis bekundeten denn auch umgehend, dass Palmers Parteikarriere nach Ablauf seiner Amtszeit beendet sein müsse.
Numero zwei ist der SPD-Haushaltspolitiker und Chef der parteirechten Seeheimer, Johannes Kahrs. Der wohl umtriebigste Strippenzieher des Bundestages hatte sich bereits derart darauf eingeschossen, den untadeligen Hans-Peter Bartels als Wehrbeauftragten wegmobben zu dürfen, dass er dem neuen Amt bereits fleißig neue Posten zuschusterte.