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Mit einem derart heftigen Schlag hatte selbst im leidgeplagten Libanon niemand gerechnet: Am 4. August erschütterte eine gewaltige Explosion Beirut, nachdem sich im Hafen drei Tonnen Ammoniumnitrat entzündet hatten. Die Katastrophe hinterließ einen 200 Meter breiten Krater und zerstörte weite Teile der libanesischen Hauptstadt. Mehr als 190 Menschen verloren ihr Leben; über 6500 wurden verletzt.
Das Unglück ereignete sich vor dem Hintergrund einer ganzen Kette existenzbedrohender Krisen, die das Land in seinen Grundfesten erschüttern: Wirtschaftskrise, Flüchtlingskrise, Coronakrise, Staatskrise. In den vergangenen Monaten wurden deshalb die Rufe der Bevölkerung nach Reformen immer lauter. Mit Ausnahme der Anhänger der einflussreichen islamistisch-schiitischen Bewegung Hisbollah und anderer kleiner Fraktionen gehen die Libanesen seit Monaten auf die Straße und skandieren „Thawra!“ („Revolution!“). Die Demonstrierenden wenden sich insbesondere gegen die grassierende Korruption und das eklatante Staatsversagen – allesamt Symptome eines überaus komplexen politischen Systems und der tiefgreifenden Einmischung anderer Staaten.
Adib: Architekt des Übergangs?
Nun soll ein Diplomat das kleine Land im Nahen Osten aus dem Krisental führen: Am 31. August wurde überraschend Mustapha Adib zum Chef einer Übergangsregierung ernannt.