
Bild: Kleiner spärlicher Weihnachtsbaum (Suzanne Tucker / Shutterstock)
Wenn unter dem Weihnachtsbaum dieses Mal keine Spielkonsole liegt, so ist das nicht nur den wirtschaftlichen Nöten durch Pandemie und Lockdowns geschuldet. Vielmehr erleben wir gegenwärtig eine Vielfachkrise in den internationalen Liefer- und Wertschöpfungsketten, die ungekannte Ausmaße annimmt. Bislang hat der Kapitalismus, wie wir ihn kannten, noch stets verlässlich für ein atemberaubendes (Über-)Angebot an immer neuen Waren gesorgt, von denen wir bis vor Kurzem oft noch gar nicht wussten, dass wir sie brauchen oder zumindest begehren würden. Dafür wird dieses Wirtschaftssystem zugleich geliebt und gehasst (manchmal sogar von den gleichen Personen). Jetzt aber sind seit einigen Monaten viele Waren trotz hoher oder sogar steigender Nachfrage im Einzelhandel wegen Lieferengpässen nicht oder nur mit sehr hohen Preisaufschlägen verfügbar. Und das ist etwas substanziell Neues.
Denn mit den anhaltenden Krisen der globalen Lieferketten ist nicht nur „Sand ins Getriebe der deutschen Wirtschaft“ gekommen, wie Ifo-Präsident Clemens Fuest es formuliert.[1] Sondern die massiven Lieferengpässe und die Überdehnungen in der bisher scheinbar so reibungslos funktionierenden Containerlogistik scheinen den Motor des globalisierten Kapitalismus ins Stocken zu bringen. Ein erster sichtbarer Höhepunkt der Vielfachkrise in der Logistik war die Schiffsblockade im Suezkanal im März 2021.