Ausgabe Januar 2022

Leere unterm Tannenbaum: Die Krise der Lieferketten

Kleiner spärlicher Weihnachtsbaum (Suzanne Tucker / Shutterstock)

Bild: Kleiner spärlicher Weihnachtsbaum (Suzanne Tucker / Shutterstock)

Wenn unter dem Weihnachtsbaum dieses Mal keine Spielkonsole liegt, so ist das nicht nur den wirtschaftlichen Nöten durch Pandemie und Lockdowns geschuldet. Vielmehr erleben wir gegenwärtig eine Vielfachkrise in den internationalen Liefer- und Wertschöpfungsketten, die ungekannte Ausmaße annimmt. Bislang hat der Kapitalismus, wie wir ihn kannten, noch stets verlässlich für ein atemberaubendes (Über-)Angebot an immer neuen Waren gesorgt, von denen wir bis vor Kurzem oft noch gar nicht wussten, dass wir sie brauchen oder zumindest begehren würden. Dafür wird dieses Wirtschaftssystem zugleich geliebt und gehasst (manchmal sogar von den gleichen Personen). Jetzt aber sind seit einigen Monaten viele Waren trotz hoher oder sogar steigender Nachfrage im Einzelhandel wegen Lieferengpässen nicht oder nur mit sehr hohen Preisaufschlägen verfügbar. Und das ist etwas substanziell Neues.

Denn mit den anhaltenden Krisen der globalen Lieferketten ist nicht nur „Sand ins Getriebe der deutschen Wirtschaft“ gekommen, wie Ifo-Präsident Clemens Fuest es formuliert.[1] Sondern die massiven Lieferengpässe und die Überdehnungen in der bisher scheinbar so reibungslos funktionierenden Containerlogistik scheinen den Motor des globalisierten Kapitalismus ins Stocken zu bringen. Ein erster sichtbarer Höhepunkt der Vielfachkrise in der Logistik war die Schiffsblockade im Suezkanal im März 2021.

Januar 2022

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (11.00€)
Druckausgabe kaufen (11.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Klasse statt Identität

von Lea Ypi

Die Aufklärung wird heutzutage oft geschmäht, sowohl von rechts als auch von links. Von der Rechten, weil kritisches Reflektieren, der Mut, sich seines Verstandes zu bedienen (Kant), schon immer eine Bedrohung für die passive Unterwerfung gegenüber Autorität bedeutet hat, die für die Normalisierung von Ausgrenzungen erforderlich ist.

Mythos grüne Digitalisierung

von Ingo Dachwitz, Sven Hilbig

Der Klang der Zukunft ist ein leises, elektrisches Dröhnen, das in den Knochen vibriert. Hier im Rechenzentrum herrscht niemals Stille. Es ist erfüllt von einem monotonen Chor mechanischer Flüstertöne.

Aliens unter uns?

von Ferdinand Muggenthaler

Es war ein dramatischer Appell an den chinesischen Präsidenten Xi Jinping und Donald Trump, der Ende März in der „New York Times“ erschien. Es ging dabei jedoch nicht um die Klimakrise oder eine Friedenslösung für die Ukraine. Stattdessen forderte der Kommentator Thomas L. Friedman die beiden mächtigen Männer auf, die Künstliche Intelligenz einzuhegen.

Spanien: Das Land der armen Mieter

von Julia Macher

Es gibt nicht viele Themen, die in ganz Spanien Menschen auf die Straße bringen. Landesweite Demonstrationen prägen in der Regel den Weltfrauentag am 8. März, ansonsten vereint wenig das heterogene und politisch hochpolarisierte Land. Eine Ausnahme bildet das Thema Wohnraum.