
Bild: Demonstrierende auf den »Montagsspaziergängen« in der Kölner Innenstadt, 14.2.2022 (IMAGO / Future Image)
Dass die „Spaziergänge“ keineswegs harmlose Spaziergänge sind, das hat sich inzwischen herumgesprochen. Die bundesweiten Aufmärsche gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, seit Monaten organisiert unter maßgeblicher Beteiligung von rechtsextremen Gruppen, sind vorab meist nicht angemeldet.[1] Und selbst wenn, häufen sich Verstöße gegen die von den Behörden verordneten Auflagen. Vor allem aber zeugen die Proteste, bei denen es vordergründig um Masken, Tests und die viel diskutierte Impfpflicht geht, von einer Radikalisierung von Teilen der bürgerlichen Mitte. Diese fühlen sich zum „Widerstand“ gegen „das System“ und eine angebliche „Corona-Diktatur“ verpflichtet. Diese Radikalisierung stellt eine ernsthafte Bedrohung der Demokratie und der solidarischen Gesellschaft dar. Besonders fatal dabei ist, dass die Politik diese Bewegung auch nach mehr als zwei Jahren Pandemie noch immer unterschätzt.
Dabei waren die Corona-Proteste zu keiner Zeit harmlos. Nicht zu Beginn im Frühjahr 2020, als sich der Hass zunächst gegen asiatischstämmige Menschen richtete, die angeblich das Virus nach Europa eingeschleppt hatten und deshalb angepöbelt und bespuckt wurden. Und auch dann nicht, als sie sich gegen Geflüchtete richteten, die als Überträger der Krankheit gebrandmarkt wurden. Aus diesem „Corona-Rassismus“ entwickelte sich in rasender Geschwindigkeit ein politisches Virus, das sich in der Gesellschaft ausbreitete.