Ausgabe Juli 2022

China vs. USA: Das Ringen um den Indopazifik

US-Präsident Joe Biden und der japanische Premierminister Fumio Kishida während des Quad-Gipfels in Tokio, 23.5.2022 (IMAGO/ZUMA Wire)

Bild: US-Präsident Joe Biden und der japanische Premierminister Fumio Kishida während des Quad-Gipfels in Tokio, 23.5.2022 (IMAGO/ZUMA Wire)

Unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine spitzt sich auch in einer weiteren Weltregion der Konflikt zwischen zwei Supermächten gefährlich zu. Mitte Juni lieferten sich die USA und China einen offenen Schlagabtausch um die Frage der Unabhängigkeit des Inselstaats Taiwan. China werde „bis zum Ende“ gegen eine Unabhängigkeit Taiwans kämpfen, sagte Verteidigungsminister Wei Fenghe auf einer Sicherheitskonferenz in Singapur, dem sogenannten Shangri-La-Dialog, und drohte damit unverhohlen mit Krieg. Nur einen Tag zuvor hatte der US-amerikanische Verteidigungsminister Lloyd Austin China vorgeworfen, seine „provokanten und destabilisierenden“ militärischen Aktivitäten in der Nähe von Taiwan verstärkt zu haben. „Ostasien könnte die Ukraine von morgen sein“, warnte angesichts dessen der japanische Ministerpräsident Fumio Kishida auf selbiger Konferenz.[1]

Erst auf seiner jüngsten Asienreise Ende Mai, mit der er das Vertrauen der asiatischen Partnerländer in die USA stärken wollte, hatte US-Präsident Joe Biden die Frage eines Journalisten, ob die USA Taiwan im Konfliktfall militärisch unterstützen würden, bejaht.[2] Damit gab er die traditionelle strategische Unklarheit früherer Präsidenten scheinbar auf: das gleichzeitige Bekenntnis zum „Ein-China-Prinzip“, wonach es nur einen chinesischen Staat gibt, und zur Unterstützung Taiwans.

Juli 2022

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (11.00€)
Druckausgabe kaufen (11.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Koloniale Nachwehen: Der Kampf um Kaschmir

von Amadeus Marzai

Ein brutaler Terroranschlag riss am Nachmittag des 22. April das idyllische Baisaran-Gebirgstal im von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs aus seiner Ruhe. Es war der Beginn einer rapiden Eskalation im seit jeher angespannten indisch-pakistanischen Verhältnis und könnte sogar zum Ausgangspunkt eines größeren Krieges zwischen den beiden Nuklearmächten werden.

Südkorea: Vom Putschversuch zur Richtungswahl

von Fabian Kretschmer

Es ist mehr als nur ein Klischee, dass die südkoreanische Demokratie zu den lebhaftesten in ganz Asien zählt. Seit der Wahlkampf Anfang Mai offiziell eingeläutet wurde, sind die gläsernen Fassaden der Bürotürme in der Hauptstadt Seoul mit riesigen Plakaten der Spitzenkandidaten zugepflastert.

Vom kleinen zum großen Bruder

von Ulrich Menzel

Wenige Tage vor der Winterolympiade 2022 in China reiste Wladimir Putin zu einem Gipfeltreffen mit Staatschef Xi Jingping nach Peking, um Rückendeckung für die geplante Invasion der Ukraine zu bekommen, die er nur drei Wochen später beginnen sollte. Am 4. Februar 2022 verkündeten Putin und Xi in einer gemeinsamen Erklärung die „grenzenlose Freundschaft“ ihrer beiden Länder in der Auseinandersetzung mit dem „absteigenden Westen“.