Warum wir weniger Reichtum für wenige und mehr gerechte Freiheit für alle brauchen

Bild: IMAGO / Westend61
Schrumpfende Entfernungen sind in der Menschheitsgeschichte zumeist das Ergebnis zunehmender Geschwindigkeit – ob über Pferde, Autos oder Flugzeuge. Deswegen haben sich mit der fossil getriebenen Beschleunigung weiträumige Verflechtungsnetze aufgespannt – erst im nationalen, dann im kontinentalen und schließlich im globalen, ja sogar planetaren Raum. Trauben kommen heute aus Südafrika, Computerchips aus Taiwan, Lithium aus Bolivien. Oder umgekehrt: Hierzulande wird für den Weltmarkt produziert, Trockenrasierer für Malaysia, Schweine für China oder Bauplanung für Abu Dhabi.
Doch die Globalisierung ist längst entgleist. Noch vor wenigen Jahren ging man davon aus, die Welt wachse zusammen, der Flugverkehr nähme mächtig zu und die Lieferketten erreichten ohnehin jeden Punkt des Globus. Mit der Covid-19-Pandemie hat sich das Blatt indes gewendet, die Dynamik der Globalisierung ist gebrochen: Die Einheit der Welt ist zu einem Drohgespenst geworden, die Auslandsinvestitionen gehen zurück und lange Produktionsketten zeigen ihre Störanfälligkeit. Seit der Pandemie hat Reshoring – die Wiederansiedelung von ins Ausland verlagerten Produktionsstätten in die Heimat – erheblichen Aufschwung erfahren. Hinzu kommt der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, der in den westlichen Demokratien den Impuls verstärkt hat, der wirtschaftlichen Abhängigkeit von autokratischen Regierungssystemen zu entkommen.