Noch Ende 2020 schien der US-Linken ein Aufschwung bevorzustehen: Joe Biden war zum Präsidenten gewählt worden und die Demokratische Partei hatte knappe Mehrheiten im Kongress erobert. Viele hofften, nun würden sich die im Wahlkampf durch Bernie Sanders popularisierten linken Forderungen verwirklichen lassen. Dieser Hoffnung spürt Margit Mayer, emeritierte Professorin für nordamerikanische und vergleichende Politik an der FU Berlin, in ihrem neuen Buch nach. Auf Basis einer breit gefächerten Literatur- und Medienrecherche untersucht sie die ersten eineinhalb Jahre der Biden-Regierung sowie die Aktivitäten und Reaktionen der Linken. Ihr gelingt dabei eine bemerkenswerte und scharfe Analyse nicht nur des Zustands der Linken sowie ihrer Chancen und Grenzen, progressive Politik durchzusetzen, sondern auch der fragilen wie strukturell selektiven politischen Institutionen des Landes. Auch nimmt sie aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen in den Blick, die die Linke mehr spalten als zusammenführen. Ihre Beobachtungen fallen zum Teil ernüchternd aus.
In den vergangenen 40 Jahren hat sich die gesellschaftliche Spaltung in den USA immer stärker vertieft, sichtbar in der Umverteilung von 54 Bill. US-Dollar von den unteren 90 Prozent der Bevölkerung zum obersten einen Prozent in diesem Zeitraum.