Ausgabe September 2023

Auf dem Weg in die KI-tokratie?

Künstliche Intelligenz und die autoritäre Gefahr

Kameras im öffentlichen Raum in Shenzhen, China. Die chinesische Regierung hat die Entwicklung von Überwachungstechnik auf der Basis von Künstlicher Intelligenz vorangetrieben. 8.1.2023 (IMAGO / NurPhoto / Vernon Yuen)

Bild: Kameras im öffentlichen Raum in Shenzhen, China. Die chinesische Regierung hat die Entwicklung von Überwachungstechnik auf der Basis von Künstlicher Intelligenz vorangetrieben. 8.1.2023 (IMAGO / NurPhoto / Vernon Yuen)

Mit ChatGPT ist Künstliche Intelligenz (KI) im Alltag angekommen. Hört man sich ein wenig um, ist es offensichtlich: Eine Studentin lässt sich die Einleitung ihrer Hausarbeit von dem Chatbot schreiben; ein Unternehmensberater seine Präsentationen gestalten; eine Ausbildungssuchende den Entwurf für ein Bewerbungsschreiben erstellen. Auch in der Berichterstattung über KI hat sich der Schwerpunkt Richtung Alltag verschoben. Nachdem Branchengrößen und Wissenschaftler:innen im März auf Gefahren einer fast allmächtigen KI hingewiesen und ein Moratorium für die Weiterentwicklung der selbstlernenden Systeme gefordert hatten, ging es in der medialen Debatte vor allem um die künftigen Gefahren durch KI. Der offene Brief[1] behauptete, heutige KI-Systeme seien schon auf dem Weg, auch bei allgemeinen Aufgaben mit dem Menschen konkurrenzfähig zu werden – bei speziellen sind sie ohnehin schon besser – und malte in Frageform ein apokalyptisches Szenario an die Wand: „Sollten wir alle Jobs automatisieren, auch die erfüllenden? Sollten wir nichtmenschliche Intelligenzen entwickeln, die uns irgendwann zahlenmäßig überlegen sind, uns überlisten, überflüssig machen und ersetzen könnten? Sollen wir den Verlust der Kontrolle über unsere Zivilisation riskieren?“ Solche Entscheidungen dürften nicht an die Chefs von Tech-Unternehmen delegiert werden. Wenn es kein freiwilliges Moratorium gebe, müssten daher die Staaten eingreifen.

»Blätter«-Ausgabe 9/2023

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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