Ausgabe Dezember 2023

Zwang, Belohnung, Transparenz: Wege zu nachhaltigem Konsum

Reparatur statt Neukauf: Wer in Schweden ein Fahrrad oder ein technisches Gerät reparieren lässt, zahlt dafür „nur“ 12 statt 25 Prozent Mehrwertsteuer (IMAGO / Shotshop)

Bild: Reparatur statt Neukauf: Wer in Schweden ein Fahrrad oder ein technisches Gerät reparieren lässt, zahlt dafür „nur“ 12 statt 25 Prozent Mehrwertsteuer (IMAGO / Shotshop)

Das Dilemma ist offensichtlich: Neun bis zehn Tonnen CO2 pustet jede hier lebende Person durchschnittlich im Jahr in die Atmosphäre. Ein nicht unwesentlicher Teil davon stammt aus dem Konsum: vom Autofahren und Fliegen übers Heizen und den Stromverbrauch bis hin zum täglichen Einkauf. Doch wer auch nur anregt, den Konsum klimaverträglicher zu gestalten, bekommt die pure Empörung zu spüren. Ob Forderungen nach einem Tempolimit, weniger Fleischkonsum oder dem Verzicht auf Kurzstreckenflüge – schnell wird von Erziehungsdiktatur gesprochen und die Konsumfreiheit zum Menschenrecht stilisiert. Doch diese Abwehrhaltung kann nicht über den Zusammenhang zwischen Reichtum, Konsum und Erdüberhitzung hinwegtäuschen. Eine klimaverträgliche Wirtschaft erfordert endlich einen nachhaltigen Konsum – von uns allen, aber nicht zuletzt von jenen, die von allem zu viel haben.

Wie extrem Luxuskonsum das Klima belastet, zeigen die Statussymbole von Superreichen: Privatjets und Superyachten.[1] „Wir sehen einen starken Zuwachs bei den Privatfliegern, die sehr CO2-intensiv sind und damit immer stärker zum Klimawandel beitragen“, sagt Stefan Gössling, der an der Linnaeus University im schwedischen Växjö zum Flugverkehr forscht. So pustet ein sechsstündiger Flug eines Privatjets etwa elf Tonnen CO2 in die Luft, weit mehr als ein durchschnittlicher Konsument in Deutschland im ganzen Jahr.

»Blätter«-Ausgabe 12/2023

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (11.00€)
Druckausgabe kaufen (11.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Klimaanpassung: Wegducken statt handeln

von Lasse Thiele

Starkregen, Dürre, immer neue Hitzerekorde – selbst optimistische Zeitgenoss:innen müssen mittlerweile anerkennen, dass die Folgen der Klimakrise nicht mehr abwendbar und längst auch in Deutschland spürbar sind. Der Umgang mit solchen Extremwetterereignissen stellt eine der wichtigsten politischen Großbaustellen dieses Jahrhunderts dar.

Deutschland: Planlos in den Hitzesommer

von Nick Reimer

Nur knapp schrammte Deutschland Anfang Juli an einem neuen Hitzerekord vorbei. Mit über 35 Grad in weiten Teilen des Landes war es in der ersten Hitzewelle des Jahres flächendeckend viel zu warm. Statt aber den Klimaschutz endlich ernst zu nehmen, will die schwarz-rote Bundesregierung neue fossile Gaskraftwerke mit 20 000 Megawatt Leistung bauen.